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Text File  |  1998-03-23  |  117KB  |  976 lines

  1. Gesetz über Ordnungswidrigkeiten (OWiG) vom 24.5.1968 (BGBl. I S. 481)
  2. In der Fassung der Bekanntmachung vom 19.2.1987 (BGBl. I S. 602)
  3. Zuletzt geändert durch durch das Erste Gesetz zur Änderung des Jugendgerichtsgesetzes (1. JGGÄndG) vom 30.08.1990 )BGBl. I S. 1853)
  4.  
  5.  
  6.  
  7. Erster Teil. Allgemeine Vorschriften
  8. Erster Abschnitt. Geltungsbereich
  9.  
  10. ⑤ 1.  Begriffsbestimmung
  11. Eine Ordnungswidrigkeit ist eine rechtswidrige und vorwerfbare Handlung, die den Tatbestand eines Gesetzes verwirklicht, das die Ahndung mit einer Geldbuβe zulässt. 
  12. (2) Eine mit Geldbuβe bedrohte Handlung ist eine rechtswidrige Handlung, die den Tatbestand eines Gesetzes im Sinne des Absatzes 1 verwirklicht, auch wenn sie nicht vorwerfbar begangen ist. 
  13.  
  14. ⑤ 2.  Sachliche Geltung
  15. Dieses Gesetz gilt für Ordnungswidrigkeiten nach Bundesrecht und nach Landesrecht. 
  16.  
  17. ⑤ 3.  Keine Ahndung ohne Gesetz
  18. Eine Handlung kann als Ordnungswidrigkeit nur geahndet werden, wenn die Möglichkeit der Ahndung gesetzlich bestimmt war, bevor die Handlung begangen wurde. 
  19.  
  20. ⑤ 4.  Zeitliche Geltung
  21. (1) Die Geldbuβe bestimmt sich nach dem Gesetz, das zur Zeit der Handlung gilt. 
  22. (2) Wird die Buβgelddrohung während der Begehung der Handlung geändert, so ist das Gesetz anzuwenden, das bei Beendigung der Handlung gilt. 
  23. (3) Wird das Gesetz, das bei Beendigung der Handlung gilt, vor der Entscheidung geändert, so ist das mildeste Gesetz anzuwenden. 
  24. (4) Ein Gesetz, das nur für eine bestimmte Zeit gelten soll, ist auf Handlungen, die während seiner Geltung begangen sind, auch dann anzuwenden, wenn es auβer Kraft getreten ist. Dies gilt nicht, soweit ein Gesetz etwas anderes bestimmt. 
  25. (5) Für Nebenfolgen einer Ordnungswidrigkeit gelten die Absätze 1 bis 4 entsprechend. 
  26.  
  27. ⑤ 5.  Räumliche Geltung
  28. Wenn das Gesetz nichts anderes bestimmt, können nur Ordnungswidrigkeiten geahndet werden, die im räumlichen Geltungsbereich dieses Gesetzes oder 
  29. auβerhalb dieses Geltungsbereichs auf einem Schiff oder Luftfahrzeug begangen werden, das berechtigt ist, die Bundesflagge oder das Staatszugehörigkeitszeichen der Bundesrepublik Deutschland zu führen. 
  30.  
  31. ⑤ 6.  Zeit der Handlung
  32. Eine Handlung ist zu der Zeit begangen, zu welcher der Täter tätig geworden ist oder im Falle des Unterlassens hätte tätig werden müssen. Wann der Erfolg eintritt, ist nicht maβgebend. 
  33.  
  34. ⑤ 7.  Ort der Handlung
  35. (1) Eine Handlung ist an jedem Ort begangen, an dem der Täter tätig geworden ist oder im Falle des Unterlassens hätte tätig werden müssen oder an dem der zum Tatbestand gehörende Erfolg eingetreten ist oder nach der Vorstellung des Täters eintreten sollte.
  36. (2) Die Handlung eines Beteiligten ist auch an dem Ort begangen, an dem der Tatbestand des Gesetzes, das die Ahndung mit einer Geldbuβe zuläβt, verwirklicht worden ist oder nach der Vorstellung des Beteiligten verwirklicht werden sollte. 
  37.  
  38.  
  39. Zweiter Abschnitt. Grundlagen der Ahndung
  40.  
  41. ⑤ 8.  Begehen durch Unterlassen
  42. Wer es unterläβt, einen Erfolg abzuwenden, der zum Tatbestand einer Buβgeldvorschrift gehört, handelt nach dieser Vorschrift nur dann ordnungswidrig, wenn er rechtlich dafür einzustehen hat, daβ der Erfolg nicht eintritt, und wenn das Unterlassen der Verwirklichung des gesetzlichen Tatbestandes durch ein Tun entspricht. 
  43.  
  44. ⑤ 9.  Handeln für einen anderen
  45. (1) Handelt jemand
  46. 1.  als vertretungsberechtigtes Organ einer juristischen Person oder als Mitglied eines solchen Organs, 
  47. 2.  als vertretungsberechtigter Gesellschafter einer Personenhandelsgesellschaft oder 
  48. 3.  als gesetzlicher Vertreter eines anderen, 
  49. so ist ein Gesetz, nach dem besondere persönliche Eigenschaften, Verhältnisse oder Umstände (besondere persönliche Merkmale) die Möglichkeit der Ahndung begründen, auch auf den Vertreter anzuwenden, wenn diese Merkmale zwar nicht bei ihm, aber bei dem Vertretenen vorliegen.
  50. (2) Ist jemand von dem Inhaber eines Betriebes oder einem sonst dazu Befugten
  51. 1.  beauftragt, den Betrieb ganz oder zum Teil zu leiten, oder 
  52. 2.  ausdrücklich beauftragt, in eigener Verantwortung Aufgaben wahrzunehmen, die dem Inhaber des Betriebes obliegen, 
  53. und handelt er auf Grund dieses Auftrages, so ist ein Gesetz, nach dem besondere persönliche Merkmale die Möglichkeit der Ahndung begründen, auch auf den Beauftragten anzuwenden, wenn diese Merkmale zwar nicht bei ihm, aber bei dem Inhaber des Betriebes vorliegen. Dem Betrieb im Sinne des Satzes 1 steht das Unternehmen gleich. Handelt jemand auf Grund eines entsprechenden Auftrages für eine Stelle, die Aufgaben der öffentlichen Verwaltung wahrnimmt, so ist Satz 1 sinngemäss anzuwenden.
  54. (3) Die Absätze 1 und 2 sind auch dann anzuwenden, wenn die Rechtshandlung, welche die Vertretungsbefugnis oder das Auftragsverhältnis begründen sollte, unwirksam ist. 
  55.  
  56. ⑤ 10.  Vorsatz und Fahrlässigkeit
  57. Als Ordnungswidrigkeit kann nur vorsätzliches Handeln geahndet werden, ausser wenn das Gesetz fahrlässiges Handeln ausdrücklich mit Geldbuβe bedroht. 
  58.  
  59. ⑤ 11.  Irrtum
  60. (1) Wer bei Begehung einer Handlung einen Umstand nicht kennt, der zum gesetzlichen Tatbestand gehört, handelt nicht vorsätzlich. Die Möglichkeit der Ahndung wegen fahrlässigen Handelns bleibt unberührt. 
  61. (2) Fehlt dem Täter bei Begehung der Handlung die Einsicht, etwas Unerlaubtes zu tun, namentlich weil er das Bestehen oder die Anwendbarkeit einer Rechtsvorschrift nicht kennt, so handelt er nicht vorwerfbar, wenn er diesen Irrtum nicht vermeiden konnte.
  62.  
  63. ⑤ 12.  Verantwortlichkeit
  64. (1) Nicht vorwerfbar handelt, wer bei Begehung einer Handlung noch nicht vierzehn Jahre alt ist. Ein Jugendlicher handelt nur unter den Voraussetzungen des ⑤ 3 Satz 1 des Jugendgerichtsgesetzes vorwerfbar. 
  65. (2) Nicht vorwerfbar handelt, wer bei Begehung der Handlung wegen einer krankhaften seelischen Störung, wegen einer tiefgreifenden Bewuβtseinsstörung oder wegen Schwachsinns oder einer schweren anderen seelischen Abartigkeit unfähig ist, das Unerlaubte der Handlung einzusehen oder nach dieser Einsicht zu handeln. 
  66.  
  67. ⑤ 13.  Versuch
  68. (1) Eine Ordnungswidrigkeit versucht, wer nach seiner Vorstellung von der Handlung zur Verwirklichung des Tatbestandes unmittelbar ansetzt. 
  69. (2) Der Versuch kann nur geahndet werden, wenn das Gesetz es ausdrücklich bestimmt. 
  70. (3) Der Versuch wird nicht geahndet, wenn der Täter freiwillig die weitere Ausführung der Handlung aufgibt oder deren Vollendung verhindert. Wird die Handlung ohne Zutun des Zurücktretenden nicht vollendet, so genügt sein freiwilliges und ernsthaftes Bemühen, die Vollendung zu verhindern.
  71. (4) Sind an der Handlung mehrere beteiligt, so wird der Versuch desjenigen nicht geahndet, der freiwillig die Vollendung verhindert. 
  72. Jedoch genügt sein freiwilliges und ernsthaftes Bemühen, die Vollendung der Handlung zu verhindern, wenn sie ohne sein Zutun nicht vollendet oder unabhängig von seiner früheren Beteiligung begangen wird. 
  73.  
  74. ⑤ 14.  Beteiligung
  75. (1) Beteiligen sich mehrere an einer Ordnungswidrigkeit, so handelt jeder von ihnen ordnungswidrig. Dies gilt auch dann, wenn besondere persönliche Merkmale (⑤ 9 Abs. 1), welche die Möglichkeit der Ahndung begründen, nur bei einem Beteiligten vorliegen.
  76. (2) Die Beteiligung kann nur dann geahndet werden, wenn der Tatbestand eines Gesetzes, das die Ahndung mit einer Geldbuβe zuläβt, rechtswidrig verwirklicht wird oder in Fällen, in denen auch der Versuch geahndet werden kann, dies wenigstens versucht wird.
  77. (3) Handelt einer der Beteiligten nicht vorwerfbar, so wird dadurch die Möglichkeit der Ahndung bei den anderen nicht ausgeschlossen. Bestimmt das Gesetz, daβ besondere persönliche Merkmale die Möglichkeit der Ahndung ausschlieβen, so gilt dies nur für den Beteiligten, bei dem sie vorliegen.
  78. (4) Bestimmt das Gesetz, daβ eine Handlung, die sonst eine Ordnungswidrigkeit wäre, bei besonderen persönlichen Merkmalen des Täters eine Straftat ist, so gilt dies nur für den Beteiligten, bei dem sie vorliegen. 
  79.  
  80. ⑤ 15.  Notwehr
  81. (1) Wer eine Handlung begeht, die durch Notwehr geboten ist, handelt nicht rechtswidrig. 
  82. (2) Notwehr ist die Verteidigung, die erforderlich ist, um einen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff von sich oder einem anderen abzuwenden. 
  83. (3) Überschreitet der Täter die Grenzen der Notwehr aus Verwirrung, Furcht oder Schrecken, so wird die Handlung nicht geahndet. 
  84.  
  85. ⑤ 16.  Rechtfertigender Notstand
  86. Wer in einer gegenwärtigen, nicht anders abwendbaren Gefahr für Leben, Leib, Freiheit, Ehre, Eigentum oder ein anderes Rechtsgut eine Handlung begeht, um die Gefahr von sich oder einem anderen abzuwenden, handelt nicht rechtswidrig, wenn bei Abwägung der widerstreitenden Interessen, namentlich der betroffenen Rechtsgüter und des Grades der ihnen drohenden Gefahren, das geschützte Interesse das beeinträchtigte wesentlich überwiegt. Dies gilt jedoch nur, soweit die Handlung ein angemessenes Mittel ist, die Gefahr abzuwenden.
  87.  
  88.  
  89. Dritter Abschnitt. Geldbusse
  90.  
  91. ⑤ 17.  Höhe der Geldbuβe
  92. (1) Die Geldbuβe beträgt mindestens fünf Deutsche Mark und, wenn das Gesetz nichts anderes bestimmt, höchstens tausend Deutsche Mark. 
  93. (2) Droht das Gesetz für vorsätzliches und fahrlässiges Handeln Geldbuβe an, ohne im Höchstmaβ zu unterscheiden, so kann fahrlässiges Handeln im Höchstmaβ nur mit der Hälfte des angedrohten Höchstbetrages der Geldbuβe geahndet werden. 
  94. (3) Grundlage für die Zumessung der Geldbuβe sind die Bedeutung der Ordnungswidrigkeit und der Vorwurf, der den Täter trifft. Auch die wirtschaftlichen Verhältnisse des Täters kommen in Betracht; bei geringfügigen Ordnungswidrigkeiten bleiben sie jedoch in der Regel unberücksichtigt.
  95. (4) Die Geldbuβe soll den wirtschaftlichen Vorteil, den der Täter aus der Ordnungswidrigkeit gezogen hat, übersteigen. Reicht das gesetzliche Höchstmaβ hierzu nicht aus, so kann es überschritten werden. 
  96.  
  97. ⑤ 18.  Zahlungserleichterungen
  98. Ist dem Betroffenen nach seinen wirtschaftlichen Verhältnissen nicht zuzumuten, die Geldbuβe sofort zu zahlen, so wird ihm eine Zahlungsfrist bewilligt oder gestattet, die Geldbuβe in bestimmten Teilbeträgen zu zahlen. Dabei kann angeordnet werden, daβ die Vergünstigung, die Geldbuβe in bestimmten Teilbeträgen zu zahlen, entfällt, wenn der Betroffene einen Teilbetrag nicht rechtzeitig zahlt. 
  99.  
  100.  
  101. Vierter Abschnitt.  Zusammentreffen mehrerer Gesetzesverletzungen
  102.  
  103. ⑤ 19.  Tateinheit
  104. (1) Verletzt dieselbe Handlung mehrere Gesetze, nach denen sie als Ordnungswidrigkeit geahndet werden kann, oder ein solches Gesetz mehrmals, so wird nur eine einzige Geldbuβe festgesetzt. 
  105. (2) Sind mehrere Gesetze vert, so wird die Geldbuβe nach dem Gesetz bestimmt, das die höchste Geldbuβe androht. Auf die in dem anderen Gesetz angedrohten Nebenfolgen kann erkannt werden. 
  106.  
  107. ⑤ 20.  Tatmehrheit
  108. Sind mehrere Geldbuβen verwirkt, so wird jede gesondert festgesetzt. 
  109.  
  110. ⑤ 21.  Zusammentreffen von Straftat und Ordnungswidrigkeit
  111. (1) Ist eine Handlung gleichzeitig Straftat und Ordnungswidrigkeit, so wird nur das Strafgesetz angewendet. Auf die in dem anderen Gesetz angedrohten Nebenfolgen kann erkannt werden. 
  112. (2) Im Falle des Absatzes 1 kann die Handlung jedoch als Ordnungswidrigkeit geahndet werden, wenn eine Strafe nicht verhängt wird. 
  113.  
  114.  
  115. Fünfter Abschnitt. Einziehung
  116.  
  117. ⑤ 22.  Voraussetzungen der Einziehung
  118. (1) Als Nebenfolge einer Ordnungswidrigkeit dürfen Gegenstände nur eingezogen werden, soweit das Gesetz es ausdrücklich zuläβt. 
  119. (2) Die Einziehung ist nur zulässig, wenn
  120. 1.  die Gegenstände zur Zeit der Entscheidung dem Täter gehören oder zustehen oder 
  121. 2.  die Gegenstände nach ihrer Art und den Umständen die Allgemeinheit gefährden oder die Gefahr besteht, daβ sie der Begehung von Handlungen dienen werden, die mit Strafe oder mit Geldbuβe bedroht sind. 
  122. (3) Unter den Voraussetzungen des Absatzes 2 Nr. 2 ist die Einziehung der Gegenstände auch zulässig, wenn der Täter nicht vorwerfbar gehandelt hat. 
  123.  
  124. ⑤ 23.  Erweiterte Voraussetzungen der Einziehung
  125. Verweist das Gesetz auf diese Vorschrift, so dürfen die Gegenstände abweichend von ⑤ 22 Abs. 2 Nr. 1 auch dann eingezogen werden, wenn derjenige, dem sie zur Zeit der Entscheidung gehören oder zustehen,
  126. 1.  wenigstens leichtfertig dazu beigetragen hat, daβ die Sache oder das Recht Mittel oder Gegenstand der Handlung oder ihrer Vorbereitung gewesen ist, oder 
  127. 2.  die Gegenstände in Kenntnis der Umstände, welche die Einziehung 
  128. zugelassen hätten, in verwerflicher Weise erworben hat. 
  129.  
  130. ⑤ 24.  Grundsatz der Verhältnismäβigkeit
  131.  
  132. (1) Die Einziehung darf in den Fällen des ⑤ 22 Abs. 2 Nr. 1 und des ⑤ 23 nicht angeordnet werden, wenn sie zur Bedeutung der begangenen Handlung und zum Vorwurf, der den von der Einziehung betroffenen Täter oder in den Fällen des ⑤ 23 den Dritten trifft, auβer Verhältnis steht.
  133. (2) In den Fällen der ⑤⑤ 22 und 23 wird angeordnet, daβ die Einziehung vorbehalten bleibt, und eine weniger einschneidende Maβnahme getroffen, wenn der Zweck der Einziehung auch durch sie erreicht werden kann. In Betracht kommt namentlich die Anweisung,
  134. 1.  die Gegenstände unbrauchbar zu machen, 
  135. 2.  an den Gegenständen bestimmte Einrichtungen oder Kennzeichen zu beseitigen oder die Gegenstände sonst zu ändern oder 
  136. 3.  über die Gegenstände in bestimmter Weise zu verfügen. 
  137. Wird die Anweisung befolgt, so wird der Vorbehalt der Einziehung aufgehoben; andernfalls wird die Einziehung nachträglich angeordnet. 
  138. (3) Die Einziehung kann auf einen Teil der Gegenstände beschränkt werden. 
  139.  
  140. ⑤ 25.  Einziehung des Wertersatzes
  141. (1) Hat der Täter den Gegenstand, der ihm zur Zeit der Handlung gehörte oder zustand und dessen Einziehung hätte angeordnet werden können, vor der Anordnung der Einziehung verwertet, namentlich veräuβert oder verbraucht, oder hat er die Einziehung des Gegenstandes sonst vereitelt, so kann die Einziehung eines Geldbetrages gegen den Täter bis zu der Höhe angeordnet werden, die dem Wert des Gegenstandes entspricht. 
  142. (2) Eine solche Anordnung kann auch neben der Einziehung eines Gegenstandes oder an deren Stelle getroffen werden, wenn ihn der Täter vor der Anordnung der Einziehung mit dem Recht eines Dritten belastet hat, dessen Erlöschen ohne Entschädigung nicht angeordnet werden kann oder im Falle der Einziehung nicht angeordnet werden könnte (⑤ 26 Abs. 2, ⑤ 28); wird die Anordnung neben der Einziehung getroffen, so bemiβt sich die Höhe des Wertersatzes nach dem Wert der Belastung des Gegenstandes. 
  143. (3) Der Wert des Gegenstandes und der Belastung kann geschätzt werden. 
  144. (4) Ist die Anordnung der Einziehung eines Gegenstandes nicht ausführbar oder unzureichend, weil nach der Anordnung eine der in den Absätzen 1 oder 2 bezeichneten Voraussetzungen eingetreten oder bekanntgeworden ist, so kann die Einziehung des Wertersatzes nachträglich angeordnet werden.
  145. (5) Für die Bewilligung von Zahlungserleichterungen gilt ⑤ 18. 
  146.  
  147. ⑤ 26.  Wirkung der Einziehung
  148. (1) Wird ein Gegenstand eingezogen, so geht das Eigentum an der Sache 
  149. oder das eingezogene Recht mit der Rechtskraft der Entscheidung auf den Staat oder, soweit das Gesetz dies bestimmt, auf die Körperschaft oder Anstalt des öffentlichen Rechts über, deren Organ oder Stelle die Einziehung angeordnet hat. 
  150. (2) Rechte Dritter an dem Gegenstand bleiben bestehen. Das Erlöschen dieser Rechte wird jedoch angeordnet, wenn die Einziehung darauf gestützt wird, daβ die Voraussetzungen des ⑤ 22 Abs. 2 Nr. 2 vorliegen. 
  151. Das Erlöschen des Rechts eines Dritten kann auch dann angeordnet werden, wenn diesem eine Entschädigung nach ⑤ 28 Abs. 2 Nr. 1 oder 2 nicht zu gewähren ist. 
  152. (3) Vor der Rechtskraft wirkt die Anordnung der Einziehung als Veräuβerungsverbot im Sinne des ⑤ 136 des Bürgerlichen Gesetzbuches; das Verbot umfaβt auch andere Verfügungen als Veräusserungen. Die gleiche Wirkung hat die Anordnung des Vorbehalts der Einziehung, auch wenn sie noch nicht rechtskräftig ist. 
  153.  
  154. ⑤ 27.  Selbständige Anordnung
  155. (1) Kann wegen der Ordnungswidrigkeit aus tatsächlichen Gründen keine bestimmte Person verfolgt oder eine Geldbuβe gegen eine bestimmte Person nicht festgesetzt werden, so kann die Eins Gegenstandes oder des Wertersatzes selbständig angeordnet werden, wenn die Voraussetzungen, unter denen die Maβnahme zugelassen ist, im übrigen vorliegen. 
  156. (2) Unter den Voraussetzungen de 2 Nr. 2 oder Abs. 3 ist Absatz 1 auch dann anzuwenden, wenn
  157. 1.  die Verfolgung der Ordnungswidrigkeit verjährt ist oder 
  158. 2.  sonst aus rechtlichen Gründen keine bestimmte Person verfolgt werden kann und das Gesetz nichts anderes bestimmt. 
  159. Die Einziehung darf jedoch nicht angeordnet werden, wenn Antrag oder Ermächtigung fehlen. 
  160. (3) Absatz 1 ist auch anzuwenden, wenn n ⑤ 47 die Verfolgungsbehörde von der Verfolgung der Ordnungswidrigkeit absieht oder das Gericht das Verfahren einstellt. 
  161.  
  162. ⑤ 28.  Entschädigung 
  163. (1) Stand das Eigentum an der Sache oder das eingezogene Recht zur Zeit der Rechtskraft der Entscheidung über die Einziehung einem Dritten zu oder war der Gegenstand mit dem Recht eines Dritten belastet, das durch die Entscheidung erloschen oder beeinträchtigt ist, so wird der Dritte unter Berücksichtigung des Verkehrswertes angemessen in Geld entschädigt. Die Entschädigungspflicht trifft den Staat oder die Körperschaft oder Anstalt des öffentlichen Rechts, auf die das Eigentum an der Sache oder das eingezogene Recht übergegangen ist.
  164. (2) Eine Entschädigung wird nicht gewährt, wenn
  165. 1.  der Dritte wenigstens leichtfertig dazu beigetragen hat, daβ die Sache oder das Recht Mittel oder Gegenstand der Handlung oder ihrer 
  166. Vorbereitung gewesen ist, 
  167. 2.  der Dritte den Gegenstand oder das Recht an dem Gegenstand in 
  168. Kenntnis der Umstände, welche die Einziehung zulassen, in verwerflicher Weise erworben hat oder 
  169. 3.  es nach den Umständen, welche die Einziehung begründet haben, auf Grund von Rechtsvorschriften auβerhalb des Ordnungswidrigkeitenrechts zulässig wäre, den Gegenstand dem Dritten ohne Entschädigung dauernd zu entziehen. 
  170. (3) In den Fällen des Absatzes 2 kann eine Entschädigung gewährt werden, soweit es eine unbillige Härte wäre, sie zu versagen. 
  171.  
  172. ⑤ 29.  Sondervorschrift für Organe und Vertreter
  173. (1) Hat jemand
  174. 1.  als vertretungsberechtigtes Organ einer juristischen Person oder als Mitglied eines solchen Organs, 
  175. 2.  als Vorstand eines nicht rechtsfähigen Vereins oder als Mitglied 
  176. eines solchen Vorstandes oder 
  177. 3.  als vertretungsberechtigter Gesellschafter einer Personenhandelsgesellschaft
  178. eine Handlung vorgenommen, die ihm gegenüber unter den übrigen Voraussetzungen der ⑤⑤ 22 bis 25 und 28 die Einziehung eines Gegenstandes oder des Wertersatzes zulassen oder den Ausschluβ der Entschädigung begründen würde, so wird seine Handlung bei Anwendung dieser Vorschriften dem Vertretenen zugerechnet. 
  179. (2) ⑤ 9 Abs. 3 gilt entsprechend.
  180.  
  181.  
  182. Sechster Abschnitt. Verfall von Vermögensvorteilen; Geldbuβe gegen juristische Personen und Personenvereinigungen
  183.  
  184. ⑤ 29a.  Verfall von Vermögensvorteilen
  185. Hat der Täter für eine mit Geldbuβe bedrohte Handlung oder aus ihr einen Vermögensvorteil erlangt und wird gegen ihn wegen der Handlung eine Geldbuβe nicht festgesetzt, so kann gegen ihn der Verfall eines Geldbetrages bis zu der Höhe angeordnet werden, die dem erlangten Vermögensvorteil entspricht. 
  186. (2) Hat der Täter einer mit Geldbuβe bedrohten Handlung für einen anderen gehandelt und hat dieser dadurch einen Vermögensvorteil erlangt, so kann gegen ihn der Verfall eines Geldbetrages bis zu der in Absatz 1 bezeichneten Höhe angeordnet werden. 
  187. (3) Die Höhe des Vermögensvorteils kann geschätzt werden. ⑤ 18 gilt entsprechend. 
  188. (4) Wird gegen den Täter ein Buβgeldverfahren nicht eingeleitet oder wird es eingestellt, so kann der Verfall selbständig angeordnet werden. 
  189.  
  190. ⑤ 30.  Geldbuβe gegen juristische Personen und 
  191. Personenvereinigungen
  192. (1) Hat jemand als vertretungsberechtigtes Organ einer juristischen Person oder als Mitglied eines solchen Organs, als Vorstand eines nicht rechtsfähigen Vereins oder als Mitglied eines solchen Vorstandes oder als vertretungsberechtigter Gesellschafter einer Personenhandelsgesellschaft eine Straftat oder Ordnungswidrigkeit begangen, durch die
  193. 1.  Pflichten, welche die juristische Person oder die Personenvereinigung treffen, verletzt worden sind, oder 
  194. 2.  die juristische Person oder die Personenvereinigung bereichert worden ist oder werden sollte, 
  195. so kann gegen diese eine Geldbuβe festgesetzt werden. 
  196. (2) Die Geldbuβe beträgt
  197. 1.  im Falle einer vorsätzlichen Straftat bis zu einer Million Deutsche Mark, 
  198. 2.  im Falle einer fahrlässigen Straftat bis zu fünfhunderttausend Deutsche Mark. 
  199. Im Falle einer Ordnungswidrigkeit bestimmt sich das Höchstmaβ der Geldbuβe nach dem für die Ordnungswidrigkeit angedrohten Höchstmaβ der Geldbuβe. 
  200. (3) ⑤ 17 Abs. 4 und ⑤ 18 gelten entsprechend. 
  201. (4) Wird wegen der Straftat oder Ordnungswidrigkeit ein Straf- oder Buβgeldverfahren nicht eingeleitet oder wird es eingestellt oder wird von Strafe abgesehen, so kann die Geldbuβe selbständig festgesetzt werden. Dies gilt jedoch nicht, wenn die Straftat oder Ordnungswidrigkeit aus rechtlichen Gründen nicht verfolgt werden kann; ⑤ 33 Abs. 1 Satz 2 bleibt unberührt. 
  202. (5) Die Festsetzung einer Geldbuβe gegen die juristische Person oder Personenvereinigung schlieβt es aus, gegen sie wegen derselben Tat den Verfall nach den ⑤⑤ 73 oder 73a des Strafgesetzbuches oder nach ⑤ 29a anzuordnen. 
  203.  
  204.  
  205. Siebenter Abschnitt. Verjährung
  206.  
  207. ⑤ 31.  Verfolgungsverjährung
  208. (1) Durch die Verjährung werden die Verfolgung von Ordnungswidrigkeiten und die Anordnung von Nebenfolgen ausgeschlossen. ⑤ 27 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 bleibt unberührt. 
  209. (2) Die Verfolgung von Ordnungswidrigkeiten verjährt, wenn das Gesetz 
  210. nichts anderes bestimmt,
  211. 1.  in drei Jahren bei Ordnungswidrigkeiten, die mit Geldbuβe im Höchstmaβ von mehr als dreiβigtausend Deutsche Mark bedroht sind,
  212. 2.  in zwei Jahren bei Ordnungswidrigkeiten, die mit Geldbuβe im 
  213. Höchstmaβ von mehr als dreitausend bis zu dreiβigtausend Deutsche Mark bedroht sind, 
  214. 3.  in einem Jahr bei Ordnungswidrigkeiten, die mit Geldbuβe im 
  215. Höchstmaβ von mehr als tausend bis zu dreitausend Deutsche Mark bedroht sind, 
  216. 4.  in sechs Monaten bei den übrigen Ordnungswidrigkeiten. 
  217. (3) Die Verjährung beginnt, sobald die Handlung beendet ist. Tritt ein zum Tatbestand gehörender Erfolg erst später ein, so beginnt die Verjährung mit diesem Zeitpunkt. 
  218.  
  219. ⑤ 32.  Ruhen der Verfolgungsverjährung
  220. (1) Die Verjährung ruht, solange nach dem Gesetz die Verfolgung nicht begonnen oder nicht fortgesetzt werden kann. Dies gilt nicht, wenn die Handlung nur deshalb nicht verfolgt werden kann, weil Antrag oder Ermächtigung fehlen. 
  221. (2) Ist vor Ablauf der Verjährungsfrist ein Urteil des ersten Rechtszuges oder ein Beschluβ nach ⑤ 72 ergangen, so läuft die 
  222. Verjährungsfrist nicht vor dem Zeitpunkt ab, in dem das Verfahren 
  223. rechtskräftig abgeschlossen ist. 
  224.  
  225. ⑤ 33.  Unterbrechung der Verfolgungsverjährung
  226. (1) Die Verjährung wird unterbrochen durch
  227. 1.  die erste Vernehmung des Betroffenen, die Bekanntgabe, daβ gegen ihn das Ermittlungsverfahren eingeleitet ist, oder die Anordnung dieser Vernehmung oder Bekanntgabe, 
  228. 2.  jede richterliche Vernehmung des Betroffenen oder eines Zeugen oder die Anordnung dieser Vernehmung, 
  229. 3.  jede Beauftragung eines Sachverständigen durch die Verfolgungsbehörde oder den Richter, wenn vorher der Betroffene vernommen oder ihm die Einleitung des Ermittlungsverfahrens bekanntgegeben worden ist, 
  230. 4.  jede Beschlagnahme- oder Durchsuchungsanordnung der Verfolgungsbehörde oder des Richters und richterliche Entscheidungen, welche diese aufrechterhalten, 
  231. 5.  die vorläufige Einstellung des Verfahrens wegen Abwesenheit des Betroffenen durch die Verfolgungsbehörde oder den Richter sowie jede Anordnung der Verfolgungsbehörde oder des Richters, die nach einer 
  232. solchen Einstellung des Verfahrens zur Ermittlung des Aufenthalts des 
  233. Betroffenen oder zur Sicherung von Beweisen ergeht, 
  234. 6.  jedes Ersuchen der Verfolgungsbehörde oder des Richters, eine Untersuchungshandlung im Ausland vorzunehmen, 
  235. 7.  die gesetzlich bestimmte Anhörung einer anderen Behörde durch die Verfolgungsbehörde vor Abschluβ der Ermittlungen, 
  236. 8.  die Abgabe und die Rückgabe der Sache durch die Staatsanwaltschaft an die Verwaltungsbehörde nach den ⑤⑤ 43 und 69 Abs. 4 Satz 3, 
  237. 9.  den Buβgeldbescheid, 
  238. 10. die Vorlage der Akten an den Richter nach ⑤ 69 Abs. 4 Satz 2, 
  239. 11. jede Anberaumung einer Hauptverhandlung, 
  240. 12. den Hinweis auf die Möglichkeit, ohne Hauptverhandlung zu entscheiden (⑤ 72 Abs. 1 Satz 2), 
  241. 13. die Erhebung der öffentlichen Klage, 
  242. 14. die Eröffnung des Herfahrens, 
  243. 15. den Strafbefehl oder eine andere dem Urteil entsprechende 
  244. Entscheidung. 
  245. Im selbständigen Verfahren wegen der Anordnung einer Nebenfolge wird die Verjährung durch die d 1 entsprechenden Handlungen zur Durchführung des selbständigen Verfahrens unterbrochen.
  246. (2) Die Verjährung ist bei einer schriftlichen Anordnung oder Entscheidung in dem Zeitpunkt unterbrochen, in dem die Anordnung oder Entscheidung unterzeichnet wird. Ist das Schriftstück nicht alsbald nach der Unterzeichnung in den Geschäftsgang gelangt, so ist der Zeitpunkt maβgebend, in dem es tatsächlich in den Geschäftsgang gegeben worden ist. 
  247. (3) Nach jeder Unterbrechung beginnt die Verjährung von neuem. Die Verfolgung ist jedoch spätestens verjährt, wenn seit dem in ⑤ 31 Abs. 3 bezeichneten Zeitpunkt das Doppelte der gesetzlichen Verjährungsfrist, mindestens jedoch zwei Jahre verstrichen sind. Wird jemandem in einem bei Gericht anhängigen Verfahren eine Handlung zur Last gelegt, die gleichzeitig Straftat und Ordnungswidrigkeit ist, so gilt als gesetzliche Verjährungsfrist im Sinne des Satzes 2 die Frist, die sich aus der Strafdrohung ergibt. ⑤ 32 bleibt unberührt.
  248. (4) Die Unterbrechung wirkt nur gegenüber demjenigen, auf den sich die Handlung bezieht. Die Unterbrechung tritt in den Fällen des Absatzes 1 Satz 1 Nr. 1 bis 7, 11 und 13 bis 15 auch dann ein, wenn die Handlung auf die Verfolgung der Tat als Straftat gerichtet ist.
  249.  
  250. ⑤ 34.  Vollstreckungsverjährung
  251. (1) Eine rechtskräftig festgesetzte Geldbuβe darf nach Ablauf der Verjährungsfrist nicht mehr vollstreckt werden.
  252. (2) Die  Verjährungsfrist beträgt
  253. 1.  fünf Jahre bei einer Geldbuβe von mehr als tausend Deutsche Mark, 
  254. 2.  drei Jahre bei einer Geldbuβe bis zu tausend Deutsche Mark. 
  255. (3) Die Verjährung beginnt mit der Rechtskraft der Entscheidung. 
  256. (4) Die Verjährung ruht, solange
  257. 1.  nach dem Gesetz die Vollstreckung nicht begonnen oder nicht fortgesetzt werden kann, 
  258. 2.  die Vollstreckung ausgesetzt ist oder 
  259. 3.  eine Zahlungserleichterung bewilligt ist. 
  260. (5) Die Absätze 1 bis 4 gelten entsprechend für Nebenfolgen, die zu einer Geldzahlung verpflichten. Ist eine solche Nebenfolge neben einer Geldbuβe angeordnet, so verjährt die Vollstreckung der einen Rechtsfolge nicht früher als die der anderen. 
  261.  
  262.  
  263. Zweiter Teil. Buβgeldverfahren
  264. Erster Abschnitt. Zuständigkeit zur Verfolgung und Ahndung von Ordnungswidrigkeiten
  265.  
  266. ⑤ 35.  Verfolgung und Ahndung durch die Verwaltungsbehörde
  267. (1) Für die Verfolgung von Ordnungswidrigkeiten ist die Verwaltungsbehörde zuständig, soweit nicht hierzu nach diesem Gesetz die Staatsanwaltschaft oder an ihrer Stelle für einzelne Verfolgungshandlungen der Richter berufen ist. 
  268. (2) Die Verwaltungsbehörde ist auch für die Ahndung von Ordnungswidrigkeiten zuständig, soweit nicht hierzu nach diesem Gesetz das Gericht berufen ist. 
  269.  
  270. ⑤ 36.  Sachliche Zuständigkeit der Verwaltungsbehörde
  271. (1) Sachlich zuständig ist
  272. 1.  die Verwaltungsbehörde, die durch Gesetz bestimmt wird, 
  273. 2.  mangels einer solchen Bestimmung
  274. a)  die fachlich zuständige oberste Landesbehörde oder 
  275. b)  der fachlich zuständige Bundesminister, soweit das Gesetz von Bundesbehörden ausgeführt wird. 
  276. (2) Die Landesregierung kann die Zuständigkeit nach Absatz 1 Nr. 2 Buchstabe a durch Rechtsverordnung auf eine andere Behörde oder sonstige Stelle übertragen. Die Landesregierung kann die Ermächtigung auf die oberste Landesbehörde übertragen. 
  277. (3) Der nach Absatz 1 Nr. 2 Buchstabe b zuständige Bundesminister kann seine Zuständigkeit durch Rechtsverordnung, die nicht der Zustimmung des Bundesrates bedarf, auf eine andere Behörde oder sonstige Stelle übertragen. 
  278.  
  279. ⑤ 37.  Örtliche Zuständigkeit der Verwaltungsbehörde
  280. (1) Örtlich zuständig ist die Verwaltungsbehörde, in deren Bezirk
  281. 1.  die Ordnungswidrigkeit begangen oder entdeckt worden ist oder 
  282. 2.  der Betroffene zur Zeit der Einleitung des Buβgeldverfahrens seinen Wohnsitz hat. 
  283. (2) Ändert sich der Wohnsitz des Betroffenen nach Einleitung des Buβgeldverfahrens, so ist auch die Verwaltungsbehörde örtlich zuständig, in deren Bezirk der neue Wohnsitz liegt. 
  284. (3) Hat der Betroffene im räumlichen Geltungsbereich dieses Gesetzes keinen Wohnsitz, so wird die Zuständigkeit auch durch den gewöhnlichen Aufenthaltsort bestimmt. 
  285. (4) Ist die Ordnungswidrigkeit auf einem Schiff, das berechtigt ist, die Bundesflagge zu führen, auβerhalb des räumlichen Geltungsbereichs dieses Gesetzes begangen worden, so ist auch die Verwaltungsbehörde örtlich zuständig, in deren Bezirk der Heimathafen oder der Hafen im räumlichen Geltungsbereich dieses Gesetzes liegt, den das Schiff nach der Tat zuerst erreicht. Satz 1 gilt entsprechend für Luftfahrzeuge, die berechtigt sind, das Staatszugehörigkeitszeichen der Bundesrepublik Deutschland zu führen.
  286.  
  287. ⑤ 38.  Zusammenhängende Ordnungswidrigkeiten
  288. Bei zusammenhängenden Ordnungswidrigkeiten, die einzeln nach ⑤ 37 zur Zuständigkeit verschiedener Verwaltungsbehörden gehören würden, ist jede dieser Verwaltungsbehörden zuständig. Zwischen mehreren Ordnungswidrigkeiten besteht ein Zusammenhang, wenn jemand mehrerer Ordnungswidrigkeiten beschuldigt wird oder wenn hinsichtlich derselben Tat mehrere Personen einer Ordnungswidrigkeit beschuldigt werden. 
  289.  
  290. ⑤ 39.  Mehrfache Zuständigkeit
  291. (1) Sind nach den ⑤⑤ 36 bis 38 mehrere Verwaltungsbehörden zuständig, so gebührt der Vorzug der Verwaltungsbehörde, die wegen der Tat den Betroffenen zuerst vernommen hat, ihn durch die Polizei zuerst hat vernehmen lassen oder der die Akten von der Polizei nach der Vernehmung des Betroffenen zuerst übersandt worden sind. Diese Verwaltungsbehörde kann in den Fällen des ⑤ 38 das Verfahren wegen der zusammenhängenden Tat wieder abtrennen. 
  292. (2) In den Fällen des Absatzes 1 Satz 1 kann die Verfolgung und Ahndung jedoch einer anderen der zuständigen Verwaltungsbehörden durch eine Vereinbarung dieser Verwaltungsbehörden übertragen werden, wenn dies zur Beschleunigung oder Vereinfachung des Verfahrens oder aus anderen Gründen sachdienlich erscheint. Sind mehrere Verwaltungsbehörden sachlich zuständig, so soll die Verwaltungsbehörde, der nach Absatz 1 Satz 1 der Vorzug gebührt, die anderen sachlich zuständigen Verwaltungsbehörden spätestens vor dem Abschluβ der Ermittlungen hören. 
  293. (3) Kommt eine Vereinbarung nach Absatz 2 Satz 1 nicht zustande, so entscheidet auf Antrag einer der beteiligten Verwaltungsbehörden
  294. 1.  die gemeinsame nächsthöhere Verwaltungsbehörde, 
  295. 2.  wenn eine gemeinsame höhere Verwaltungsbehörde fehlt, das nach ⑤ 68 zuständige gemeinsame Gericht und, 
  296. 3.  wenn nach ⑤ 68 verschiedene Gerichte zuständig wären, das für diese Gerichte gemeinsame obere Gericht. 
  297. (4) In den Fällen der Absätze 2 und 3 kann die Übertragung in gleicher Weise wieder aufgehoben werden. 
  298.  
  299. ⑤ 40.  Verfolgung durch die Staatsanwaltschaft
  300. Im Strafverfahren ist die Staatsanwaltschaft für die Verfolgung der Tat auch unter dem rechtlichen Gesichtspunkt einer Ordnungswidrigkeit 
  301. zuständig. 
  302.  
  303. ⑤ 41.  Abgabe an die Staatsanwaltschaft
  304. (1) Die Verwaltungsbehörde gibt die Sache an die Staatsanwaltschaft ab, wenn Anhaltspunkte dafür vorhanden sind, daβ die Tat eine Straftat ist. 
  305. (2) Sieht die Staatsanwaltschaft davon ab, ein Strafverfahren einzuleiten, so gibt sie die Sache an die Verwaltungsbehörde zurück. 
  306.  
  307. ⑤ 42.  Übernahme durch die Staatsanwaltschaft
  308. (1) Die Staatsanwaltschaft kann bis zum Erlaβ des Buβgeldbescheides die Verfolgung der Ordnungswidrigkeit übernehmen, wenn sie eine Straftat verfolgt, die mit der Ordnungswidrigkeit zusammenhängt. Zwischen einer Straftat und einer Ordnungswidrigkeit besteht ein Zusammenhang, wenn jemand sowohl einer Straftat als auch einer Ordnungswidrigkeit oder wenn hinsichtlich derselben Tat eine Person einer Straftat und eine andere einer Ordnungswidrigkeit beschuldigt wird. 
  309. (2) Die Staatsanwaltschaft soll die Verfolgung nur übernehmen, wenn dies zur Beschleunigung des Verfahrens oder wegen des Sachzusammenhangs oder aus anderen Gründen für die Ermittlungen oder die Entscheidung sachdienlich erscheint. 
  310.  
  311. ⑤ 43.  Abgabe an die Verwaltungsbehörde
  312. (1) Stellt die Staatsanwaltschaft in den Fällen des ⑤ 40 das Verfahren nur wegen der Straftat ein oder übernimmt sie in den Fällen des ⑤ 42 die Verfolgung nicht, sind aber Anhaltspunkte dafür vorhanden, daβ die Tat als Ordnungswidrigkeit verfolgt werden kann, so gibt sie die Sache an die Verwaltungsbehörde ab. 
  313. (2) Hat die Staatsanwaltschaft die Verfolgung übernommen, so kann sie die Sache an die Verwaltungsbehörde abgeben, solange das Verfahren noch nicht bei Gericht anhängig ist; sie hat die Sache abzugeben, wenn sie das Verfahren nur wegen der zusammenhängenden Straftat einstellt.
  314.  
  315. ⑤ 44.  Bindung der Verwaltungsbehörde
  316. Die Verwaltungsbehörde ist an die Entschlieβung der Staatsanwaltschaft gebunden, ob eine Tat als Straftat verfolgt wird oder nicht. 
  317.  
  318. ⑤ 45.  Zuständigkeit des Gerichts
  319. Verfolgt die Staatsanwaltschaft die Ordnungswidrigkeit mit einer zusammenhängenden Straftat, so ist für die Ahndung der Ordnungswidrigkeit das Gericht zuständig, das für die Strafsache zuständig ist. 
  320.  
  321.  
  322. Zweiter Abschnitt. Allgemeine Verfahrensvorschriften
  323.  
  324. ⑤ 46.  Anwendung der Vorschriften über das Strafverfahren
  325. (1) Für das Buβgeldverfahren gelten, soweit dieses Gesetz nichts anderes bestimmt, sinngemäβ die Vorschriften der allgemeinen Gesetze über das Strafverfahren, namentlich der Strafprozeβordnung, des 
  326. Gerichtsverfassungsgesetzes und des Jugendgerichtsgesetzes.
  327. (2) Die Verfolgungsbehörde hat, soweit dieses Gesetz nichts anderes bestimmt, im Buβgeldverfahren dieselben Rechte und Pflichten wie die Staatsanwaltschaft bei der Verfolgung von Straftaten. 
  328. (3) Anstaltsunterbringung, Verhaftung und vorläufige Festnahme, Beschlagnahme von Postsendungen und Telegrammen sowie Auskunftsersuchen über Umstände, die dem Post- und Fernmeldegeheimnis unterliegen, sind unzulässig. ⑤ 160 Abs. 3 Satz 2 der Strafprozeβordnung über die Gerichtshilfe ist nicht anzuwenden. Ein Klageerzwingungsverfahren findet nicht statt. Die Vorschriften über die Beteiligung des Verletzten am Verfahren sind nicht anzuwenden. 
  329. (4) ⑤ 81a Abs. 1 Satz 2 der Strafprozeβordnung ist mit der Einschränkung anzuwenden, daβ nur die Entnahme von Blutproben und andere geringfügige Eingriffe zulässig sind. 
  330. (5) Die Anordnung der Vorführung des Betroffenen und der Zeugen, die einer Ladung nicht nachkommen, bleibt dem Richter vorbehalten. 
  331. (6) Im Verfahren gegen Jugendliche und Heranwachsende kann von der Heranziehung der Jugendgerichtshilfe (⑤ 38 des Jugendgerichtsgesetzes) abgesehen werden, wenn ihre Mitwirkung für die sachgemäβe Durchführung des Verfahrens entbehrlich ist. 
  332. (7) Im gerichtlichen Verfahren entscheiden beim Amtsgericht Abteilungen für Buβgeldsachen, beim Landgericht Kammern für Buβgeldsachen und beim Oberlandesgericht sowie beim Bundesgerichtshof Senate für Buβgeldsachen. 
  333.  
  334. ⑤ 47.  Verfolgung von Ordnungswidrigkeiten
  335. (1) Die Verfolgung von Ordnungswidrigkeiten liegt im pflichtgemäβen Ermessen der Verfolgungsbehörde. Solange das Verfahren bei ihr anhängig ist, kann sie es einstellen. 
  336. (2) Ist das Verfahren bei Gericht anhängig und hält dieses eine Ahndung nicht für geboten, so kann es das Verfahren mit Zustimmung der Staatsanwaltschaft in jeder Lage einstellen. Der Beschluβ ist nicht anfechtbar. 
  337. (3) Die Einstellung des Verfahrens darf nicht von der Zahlung eines Geldbetrages an eine gemeinnützige Einrichtung oder sonstige Stelle abhängig gemacht oder damit in Zusammenhang gebracht werden. 
  338.  
  339. ⑤ 48.  Zeugen
  340. (1) Zeugen werden nur vereidigt, wenn es das Gericht wegen der ausschlaggebenden Bedeutung der Aussage oder zur Herbeiführung einer wahren Aussage für notwendig hält. Der Grund dafür, daβ der Zeuge vereidigt oder nicht vereidigt wird, braucht im Protokoll nicht angegeben zu werden.
  341. (2) Die Haft zur Erzwingung des Zeugnisses (⑤ 70 Abs. 2 der Strafprozeβordnung) darf sechs Wochen nicht übersteigen. 
  342.  
  343. ⑤ 49.  Akteneinsicht der Verwaltungsbehörde
  344. Ist die Staatsanwaltschaft Verfolgungsbehörde, so ist die sonst zuständige Verwaltungsbehörde befugt, die Akten, die dem Gericht vorliegen oder im gerichtlichen Verfahren vorzulegen wären, einzusehen sowie sichergestellte und beschlagnahmte Gegenstände zu besichtigen. Die Akten werden der Verwaltungsbehörde auf Antrag zur Einsichtnahme übersandt. 
  345.  
  346. ⑤ 50.  Bekanntmachung von Maβnahmen der Verwaltungsbehörde
  347. (1) Anordnungen, Verfügungen und sonstige Maβnahmen der Verwaltungsbehörde werden der Person, an die sich die Maβnahme richtet, formlos bekanntgemacht. Ist gegen die Maβnahme ein befristeter Rechtsbehelf zulässig, so wird sie in einem Bescheid durch Zustellung bekanntgemacht.
  348. (2) Bei der Bekanntmachung eines Bescheides der Verwaltungsbehörde, der durch einen befristeten Rechtsbehelf angefochten werden kann, ist die Person, an die sich die Maβnahme richtet, über die Möglichkeit der Anfechtung und die dafür vorgeschriebene Frist und Form zu belehren.
  349.  
  350. ⑤ 51.  Verfahren bei Zustellungen der Verwaltungsbehörde
  351. (1) Für das Zustellungsverfahren der Verwaltungsbehörde gelten die Vorschriften des Verwaltungszustellungsgesetzes vom 3. Juli 1952 (BGBl. I S. 379) in der jeweils geltenden Verwaltungsbehörde des Bundes das Verfahren durchführt, sonst die entsprechenden landesrechtlichen Vorschriften, soweit die Absätze 2 bis 5 nichts anderes bestimmen. Wird ein Schriftstück mit Hilfe automatischer Einrichtungen erstellt, so wird das so hergestellte Schriftstück zugestellt. 
  352. (2) Ein Bescheid (⑤ 50 Abs. 1 Satz 2) wird dem Betroffenen zugestellt und, wenn er einen gesetzlichen Vertreter hat, diesem mitgeteilt. 
  353. (3) Der gewählte Verteidiger, dessen Vollmacht sich bei den Akten befindet, sowie der bestellte Verteidiger gelten als ermächtigt, Zustellungen und sonstige Mitteilungen für den Betroffenen in Empfang zu nehmen; für die Zustellung einer Ladung des Betroffenen gilt dies nur, wenn der Verteidiger in der Vollmacht ausdrücklich zur Empfangnahme von Ladungen ermächtigt ist. Wird ein Bescheid dem Verteidiger nach Satz 1 Halbsatz 1 zugestellt, so wird der Betroffene hiervon zugleich unterrichtet; dabei erhält er formlos eine Abschrift des Bescheides. Wird ein Bescheid dem Betroffenen zugestellt, so wird der Verteidiger hiervon zugleich unterrichtet, auch wenn eine Vollmacht bei den Akten nicht vorliegt; dabei erhält er formlos eine Abschrift des Bescheides.
  354. (4) Wird die für den Beteiligten bestimmte Zustellung an mehrere Empfangsberechtigte bewirkt, so richtet sich die Berechnung einer Frist nach der zuletzt bewirkten Zustellung. 
  355. (5) ⑤ 7 Abs. 1 des Verwaltungszustellungsgesetzes und die entsprechenden landesrechtlichen Vorschriften sind nicht anzuwenden. Hat der Betroffene einen Verteidiger, so sind auch ⑤ 8 Abs. 1 Satz 1 und 2 und Abs. 2 des Verwaltungszustellungsgesetzes und die entsprechenden landesrechtlichen Vorschriften nicht anzuwenden. Beginnt mit der Zustellung eine Rechtsbehelfsfrist, so sind ferner ⑤ 9 des Verwaltungszustellungsgesetzes und die entsprechenden landesrechtlichen Vorschriften nicht anzuwenden. 
  356.  
  357. ⑤ 52.  Wiedereinsetzung in den vorigen Stand
  358. (1) Für den befristeten Rechtsbehelf gegen den Bescheid der Verwaltungsbehörde gelten die ⑤⑤ 44, 45, 46 Abs. 2 und 3 und ⑤ 47 der Strafprozeβordnung über die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand entsprechend, soweit Absatz 2 nichts anderes bestimmt. 
  359. (2) Über die Gewährung der Wiedereinsetzung in den vorigen Stand und den Aufschub der Vollstreckung entscheidet die Verwaltungsbehörde. Ist das Gericht, das bei rechtzeitigem Rechtsbehelf zur Entscheidung in der Sache selbst zuständig gewesen wäre, mit dem Rechtsbehelf befaβt, so entscheidet es auch über die Gewährung der Wiedereinsetzung in den vorigen Stand und den Aufschub der Vollstreckung. Verwirft die Verwaltungsbehörde den Antrag auf Wiedereinsetzung in den vorigen Stand, so ist gegen den Bescheid innerhalb von zwei Wochen nach Zustellung der Antrag auf gerichtliche Entscheidung nach ⑤ 62 zulässig. 
  360.  
  361.  
  362. Dritter Abschnitt. Vorverfahren
  363. I. Allgemeine Vorschriften
  364.  
  365. ⑤ 53.  Aufgaben der Polizei
  366. (1) Die Behörden und Beamten des Polizeidienstes haben nach pflichtgemäβem Ermessen Ordnungswidrigkeiten zu erforschen und dabei alle unaufschiebbaren Anordnungen zu treffen, um die Verdunkelung der Sache zu verhüten. Sie haben bei der Erforschung von Ordnungswidrigkeiten, soweit dieses Gesetz nichts anderes bestimmt, dieselben Rechte und Pflichten wie bei der Verfolgung von Straftaten. Ihre Akten übersenden sie unverzüglich der Verwaltungsbehörde, in den Fällen des Zusammenhangs (⑤ 42) der Staatsanwaltschaft.
  367. (2) Die Beamten des Polizeidienstes, die zu Hilfsbeamten der Staatsanwaltschaft bestellt sind (⑤ 152 des Gerichtsverfassungsgesetzes), können nach den für sie geltenden Vorschriften der Strafprozeβordnung Beschlagnahmen, Durchsuchungen, Untersuchungen und sonstige Maβnahmen anordnen.
  368.  
  369. ⑤ 54.  (weggefallen)
  370.  
  371. ⑤ 55.  Anhörung des Betroffenen
  372. (1) ⑤ 163a Abs. 1 der Strafprozeβordnung ist mit der Einschränkung anzuwenden, daβ es genügt, wenn dem Betroffenen Gelegenheit gegeben wird, sich zu der Beschuldigung zu äuβern. 
  373. (2) Der Betroffene braucht nicht darauf hingewiesen zu werden, daβ er auch schon vor seiner Vernehmung einen von ihm zu wählenden Verteidiger befragen kann. ⑤ 136 Abs. 1 Satz 3 der Strafprozeβordnung ist nicht anzuwenden. 
  374.  
  375.  
  376. II. Verwarnungsverfahren
  377.  
  378. ⑤ 56.  Verwarnung durch die Verwaltungsbehörde
  379. (1) Bei geringfügigen Ordnungswidrigkeiten kann die Verwaltungsbehörde den Betroffenen verwarnen und ein Verwarnungsgeld von fünf bis fünfundsiebzig Deutsche Mark erheben. Sie soll eine solche Verwarnung erteilen, wenn eine Verwarnung ohne Verwarnungsgeld unzureichend ist.
  380. (2) Die Verwarnung nach Absatz 1 Satz 1 ist nur wirksam, wenn der Betroffene nach Belehrung über sein Weigerungsrecht mit ihr einverstanden ist und das Verwarnungsgeld entsprechend der Bestimmung der Verwaltungsbehörde entweder sofort zahlt oder innerhalb einer Frist, die eine Woche betragen soll, bei der hierfür bezeichneten Stelle oder bei der Post zur Überweisung an diese Stelle einzahlt. Eine solche Frist soll bewilligt werden, wenn der Betroffene das Verwarnungsgeld nicht sofort zahlen kann oder wenn es höher ist als zwanzig Deutsche Mark. 
  381. (3) Über die Verwarnung nach Absatz 1 Satz 1, die Höhe des Verwarnungsgeldes und die Zahlung oder die etwa bestimmte Zahlungsfrist wird eine Bescheinigung erteilt. Kosten (Gebühren und Auslagen) werden nicht erhoben. 
  382. (4) Ist die Verwarnung nach Absatz 1 Satz 1 wirksam, so kann die Tat nicht mehr unter den tatsächlichen und rechtlichen Gesichtspunkten verfolgt werden, unter denen die Verwarnung erteilt worden ist. 
  383.  
  384. ⑤ 57.  Verwarnung durch Beamte des Auβen- und Polizeidienstes
  385. (1) Personen, die ermächtigt sind, die Befugnis nach ⑤ 56 für die Verwaltungsbehörde im Auβendienst wahrzunehmen, haben sich entsprechend auszuweisen. 
  386. (2) Die Befugnis nach ⑤ 56 steht auch den hierzu ermächtigten Beamten des Polizeidienstes zu, die eine Ordnungswidrigkeit entdecken oder im ersten Zugriff verfolgen und sich durch ihre Dienstkleidung oder in anderer Weise ausweisen. 
  387.  
  388. ⑤ 58.  Ermächtigung zur Erteilung der Verwarnung
  389. (1) Die Ermächtigung nach ⑤ 57 Abs. 2 erteilt die oberste Dienstbehörde des Beamten oder die von ihr bestimmte Stelle. Die oberste Dienstbehörde soll sich wegen der Frage, bei welchen Ordnungswidrigkeiten Ermächtigungen erteilt werden sollen, mit der zuständigen Behörde ins Benehmen setzen. Zuständig ist bei Ordnungswidrigkeiten, für deren Verfolgung und Ahndung eine Verwaltungsbehörde des Bundes zuständig ist, der fachlich zuständige Bundesminister, sonst die fachlich zuständige oberste Landesbehörde.
  390. (2) Soweit bei bestimmten Ordnungswidrigkeiten im Hinblick auf ihre Häufigkeit und Gleichartigkeit eine möglichst gleichmäβige Behandlung angezeigt ist, sollen allgemeine Ermächtigungen an Verwaltungsangehörige und Beamte des Polizeidienstes zur Erteilung einer Verwarnung nähere Bestimmungen darüber enthalten, in welchen Fällen und unter welchen Voraussetzungen die Verwarnung erteilt und in welcher Höhe das Verwarnungsgeld erhoben werden soll. 
  391.  
  392.  
  393. III. Verfahren der Verwaltungsbehörde
  394.  
  395. ⑤ 59.  Entschädigung von Zeugen und Sachverständigen
  396. Für die Entschädigung von Zeugen und Sachverständigen gelten die Vorschriften des Gesetzes über die Entschädigung von Zeugen und Sachverständigen entsprechend. 
  397.  
  398. ⑤ 60.  Verteidigung
  399. Ist die Mitwirkung eines Verteidigers im Verfahren der Verwaltungsbehörde geboten (⑤ 140 Abs. 2 Satz 1 der Strafprozeβordnung), so ist für dessen Bestellung die Verwaltungsbehörde zuständig. Sie entscheidet auch über die Zulassung anderer Personen als Verteidiger und die Zurückweisung eines Verteidigers (⑤ 138 Abs. 2, ⑤ 146a Abs. 1 Satz 1, 2 der Strafprozeβordnung). 
  400.  
  401. ⑤ 61.  Abschluβ der Ermittlungen
  402. Sobald die Verwaltungsbehörde die Ermittlungen abgeschlossen hat, vermerkt sie dies in den Akten, wenn sie die weitere Verfolgung der Ordnungswidrigkeit erwägt. 
  403.  
  404. ⑤ 62.  Rechtsbehelf gegen Maβnahmen der Verwaltungsbehörde
  405. (1) Gegen Anordnungen, Verfügungen und sonstige Maβnahmen, die von der Verwaltungsbehörde im Buβgeldverfahren getroffen werden, können der Betroffene und andere Personen, gegen die sich die Maβnahme richtet, gerichtliche Entscheidung beantragen. Dies gilt nicht für Maβnahmen, die nur zur Vorbereitung der Entscheidung, ob ein Buβgeldbescheid erlassen oder das Verfahren eingestellt wird, getroffen werden und keine selbständige Bedeutung haben. 
  406. (2) Über den Antrag entscheidet das nach ⑤ 68 zuständige Gericht. Die ⑤⑤ 297 bis 300, 302, 306 bis 309 und 311a der Strafprozeβordnung sowie die Vorschriften der Strafprozeβordnung über die Auferlegung der Kosten des Beschwerdeverfahrens gelten sinngemäβ. Die Entscheidung des Gerichts ist nicht anfechtbar, soweit das Gesetz nichts anderes bestimmt. 
  407.  
  408.  
  409. IV. Verfahren der Staatsanwaltschaft
  410.  
  411. ⑤ 63.  Beteiligung der Verwaltungsbehörde
  412. (1) Hat die Staatsanwaltschaft die Verfolgung der Ordnungswidrigkeit übernommen (⑤ 42), so haben die mit der Ermittlung von Ordnungswidrigkeiten betrauten Angehörigen der sonst zuständigen Verwaltungsbehörde dieselben Rechte und Pflichten wie die Beamten des Polizeidienstes im Buβgeldverfahren. Die sonst zuständige Verwaltungsbehörde kann Beschlagnahmen, Notveräuβerungen, Durchsuchungen und Untersuchungen nach den für Hilfsbeamte der Staatsanwaltschaft geltenden Vorschriften der Strafprozeβordnung anordnen.
  413. (2) Der sonst zuständigen Verwaltungsbehörde sind die Anklageschrift und der Antrag auf Erlaβ eines Strafbefehls mitzuteilen, soweit sie sich auf eine Ordnungswidrigkeit beziehen. 
  414. (3) Erwägt die Staatsanwaltschaft, in den Fällen des ⑤ 40 oder ⑤ 42 das Verfahren wegen der Ordnungswidrigkeit einzustellen, so hat sie die sonst zuständige Verwaltungsbehörde zu hören. Sie kann davon absehen, wenn für die Entschlieβung die besondere Sachkunde der Verwaltungsbehörde entbehrt werden kann. 
  415.  
  416. ⑤ 64.  Erstreckung der öffentlichen Klage auf die Ordnungswidrigkeit
  417. Erhebt die Staatsanwaltschaft in den Fällen des ⑤ 42 wegen der Straftat die öffentliche Klage, so erstreckt sie diese auf die Ordnungswidrigkeit, sofern die Ermittlungen hierfür genügenden Anlaβ bieten. 
  418.  
  419.  
  420. Vierter Abschnitt. Buβgeldbescheid
  421.  
  422. ⑤ 65.  Allgemeines
  423. Die Ordnungswidrigkeit wird, soweit dieses Gesetz nichts anderes bestimmt, durch Buβgeldbescheid geahndet. 
  424.  
  425. ⑤ 66.  Inhalt des Buβgeldbescheides
  426. (1) Der Buβgeldbescheid enthält
  427. 1.  die Angaben zur Person des Betroffenen und etwaiger Nebenbeteiligter, 
  428. 2.  den Namen und die Anschrift des Verteidigers, 
  429. 3.  die Bezeichnung der Tat, die dem Betroffenen zur Last gelegt wird, Zeit und Ort ihrer Begehung, die gesetzlichen Merkmale der 
  430. Ordnungswidrigkeit und die angewendeten Buβgeldvorschriften, 
  431. 4.  die Beweismittel, 
  432. 5.  die Geldbuβe und die Nebenfolgen. 
  433. (2) Der Buβgeldbescheid enthält ferner
  434. 1.  den Hinweis, daβ
  435. a)  der Buβgeldbescheid rechtskräftig und vollstreckbar wird, wenn kein Einspruch nach ⑤ 67 eingelegt wird, 
  436. b)  bei einem Einspruch auch eine für den Betroffenen nachteiligere Entscheidung getroffen werden kann, 
  437. 2.  die Aufforderung an den Betroffenen, spätestens zwei Wochen nach Rechtskraft oder einer etwa bestimmten späteren Fälligkeit (⑤ 18)
  438. a)  die Geldbuβe oder die bestimmten Teilbeträge an die zuständige Kasse zu zahlen oder 
  439. b)  im Falle der Zahlungsunfähigkeit der Vollstreckungsbehörde (⑤ 92) schriftlich oder zur Niederschrift darzutun, warum ihm die 
  440. fristgemäβe Zahlung nach seinen wirtschaftlichen Verhältnissen nicht zuzumuten ist, und 
  441. 3.  die Belehrung, daβ Erzwingungshaft (⑤ 96) angeordnet werden kann, wenn der Betroffene seiner Pflicht nach Nummer 2 nicht genügt. 
  442. (3) Über die Angaben nach Absatz 1 Nr. 3 und 4 hinaus braucht der Buβgeldbescheid nicht begründet zu werden. 
  443.  
  444.  
  445. Fünfter Abschnitt. Einspruch und gerichtliches Verfahren
  446. I. Einspruch
  447.  
  448. ⑤ 67.  Form und Frist
  449. (1) Der Betroffene kann gegen den Buβgeldbescheid innerhalb von zwei Wochen nach Zustellung schriftlich oder zur Niederschrift bei der Verwaltungsbehörde, die den Buβgeldbescheid erlassen hat, Einspruch einlegen. Die ⑤⑤ 297 bis 300 und 302 der Strafprozeβordnung über Rechtsmittel gelten entsprechend. 
  450. (2) Sind in dem Buβgeldbescheid mehrere Geldbuβen festgesetzt, so kann der Einspruch auf einzelne Taten beschränkt werden. 
  451.  
  452. ⑤ 68.  Zuständiges Gericht
  453. (1) Bei einem Einspruch gegen den Buβgeldbescheid entscheidet das Amtsgericht, in dessen Bezirk die Verwaltungsbehörde ihren Sitz hat. Der Richter beim Amtsgericht entscheidet allein. 
  454. (2) Im Verfahren gegen Jugendliche und Heranwachsende ist der Jugendrichter zuständig. 
  455. (3) Sind in dem Bezirk der Verwaltungsbehörde eines Landes mehrere Amtsgerichtsbezirke oder mehrere Teile solcher Bezirke vorhanden, so kann die Landesregierung durch Rechtsverordnung die Zuständigkeit des Amtsgerichts abweichend von Absatz 1 danach bestimmen, in welchem Bezirk
  456. 1.  die Ordnungswidrigkeit oder eine der Ordnungswidrigkeiten begangen 
  457. worden ist (Begehungsort) oder 
  458. 2.  der Betroffene seinen Wohnsitz hat (Wohnort), 
  459. soweit es mit Rücksicht auf die groβe Zahl von Verfahren oder die weite Entfernung zwischen Begehungs- oder Wohnort und dem Sitz des nach Absatz 1 zuständigen Amtsgerichts sachdienlich erscheint, die Verfahren auf mehrere Amtsgerichte aufzuteilen; ⑤ 37 Abs. 3 gilt entsprechend. Der Bezirk, von dem die Zuständigkeit des Amtsgerichts nach Satz 1 abhängt, kann die Bezirke mehrerer Amtsgerichte umfassen. Die Landesregierung kann die Ermächtigung auf die Landesjustizverwaltung übertragen. 
  460.  
  461. ⑤ 69.  Zwischenverfahren und Abgabe an die Staatsanwaltschaft
  462. (1) Ist der Einspruch nicht rechtzeitig, nicht in der vorgeschriebenen Form oder sonst nicht wirksam eingelegt, so verwirft ihn die Verwaltungsbehörde als unzulässig. Gegen den Bescheid ist innerhalb von zwei Wochen nach Zustellung der Antrag auf gerichtliche Entscheidung nach ⑤ 62 zulässig.
  463. (2) Ist der Einspruch zulässig, so prüft die Verwaltungsbehörde, ob sie den Buβgeldbescheid aufrechterhält oder zurücknimmt. Zu diesem Zweck kann sie
  464. 1.  weitere Ermittlungen anordnen oder selbst vornehmen, 
  465. 2.  von Behörden und sonstigen Stellen die Abgabe von Erklärungen über dienstliche Wahrnehmungen, Untersuchungen und Erkenntnisse (⑤ 77a Abs. 2) verlangen. 
  466. Die Verwaltungsbehörde kann auch dem Betroffenen Gelegenheit geben, sich innerhalb einer zu bestimmenden Frist dazu zu äuβern, ob und welche Tatsachen und Beweismittel er im weiteren Verfahren zu seiner Entlastung vorbringen will; dabei ist er darauf hinzuweisen, daβ es ihm nach dem Gesetz freistehe, sich zu der Beschuldigung zu äuβern oder nicht zur Sache auszusagen. 
  467. (3) Die Verwaltungsbehörde übersendet die Akten an die Staatsanwaltschaft, wenn sie den Buβgeldbescheid nicht zurücknimmt und nicht nach Absatz 1 verfährt; sie vermerkt die Gründe dafür in den Akten, soweit dies nach der Sachlage angezeigt ist. Vor Übersendung der Akten ist einem Antrag auf Gewährung der Akteneinsicht (⑤ 147 Abs. 1 der Strafprozeβordnung) zu entsprechen. 
  468. (4) Mit dem Eingang der Akten bei der Staatsanwaltschaft gehen die Aufgaben der Verfolgungsbehörde auf sie über. Die Staatsanwaltschaft legt die Akten dem Richter beim Amtsgericht vor, wenn sie das Verfahren nicht einstellt und weitere Ermittlungen nicht für erforderlich hält. Bei offensichtlich ungenügender Aufklärung des Sachverhalts kann sie die Sache unter Angabe der Gründe auch an die Verwaltungsbehörde zurückgeben; mit dem Eingang der Akten wird diese wieder für die Verfolgung und Ahndung zuständig.
  469. (5) Eine erneute Abgabe der Sache an die Staatsanwaltschaft ist in den Fällen des Absatzes 4 Satz 3 nicht wirksam, wenn diese den hinreichenden Verdacht einer Ordnungswidrigkeit verneint und deshalb der Abgabe nicht zustimmt. 
  470.  
  471. ⑤ 70.  Entscheidung des Gerichts über die Zulässigkeit des 
  472. Einspruchs
  473. (1) Sind die Vorschriften über die Einlegung des Einspruchs nicht beachtet, so verwirft das Gericht den Einspruch als unzulässig. 
  474. (2) Gegen den Beschluβ ist die sofortige Beschwerde zulässig. 
  475.  
  476.  
  477. II. Hauptverfahren
  478.  
  479. ⑤ 71.  Hauptverhandlung
  480. (1) Das Verfahren nach zulässigem Einspruch richtet sich, soweit dieses Gesetz nichts anderes bestimmt, nach den Vorschriften der Strafprozeβordnung, die nach zulässigem Einspruch gegen einen Strafbefehl gelten. 
  481. (2) Zur besseren Aufklärung der Sache kann das Gericht
  482. 1.  einzelne Beweiserhebungen anordnen, 
  483. 2.  von Behörden und sonstigen Stellen die Abgaben von Erklärungen über dienstliche Wahrnehmungen, Untersuchungen und Erkenntnisse (⑤ 77a Abs. 2) verlangen. 
  484. Zur Vorbereitung der Hauptverhandlung kann das Gericht auch dem Betroffenen Gelegenheit geben, sich innerhalb einer zu bestimmenden Frist dazu zu äuβern, ob und welche Tatsachen und Beweismittel er zu seiner Entlastung vorbringen will; ⑤ 69 Abs. 2 Satz 3 Halbsatz 2 ist anzuwenden.
  485.  
  486. ⑤ 72.  Entscheidung durch Beschluβ
  487. (1) Hält das Gericht eine Hauptverhandlung nicht für erforderlich, so kann es durch Beschluβ entscheiden, wenn der Betroffene und die Staatsanwaltschaft diesem Verfahren nicht widersprechen. Das Gericht weist sie zuvor auf die Möglichkeit eines solchen Verfahrens und des Widerspruchs hin und gibt ihnen Gelegenheit, sich innerhalb von zwei Wochen nach Zustellung des Hinweises zu äuβern; ⑤ 145a Abs. 1 und 3 der Strafprozeβordnung gilt entsprechend. Das Gericht kann von einem Hinweis an den Betroffenen absehen und auch gegen seinen Widerspruch durch Beschluβ entscheiden, wenn es den Betroffenen freispricht. 
  488. (2) Geht der Widerspruch erst nach Ablauf der Frist ein, so ist er unbeachtlich. In diesem Falle kann jedoch gegen den Beschluβ innerhalb einer Woche nach Zustellung die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand unter den gleichen Voraussetzungen wie gegen die Versäumung einer Frist beantragt werden; hierüber ist der Betroffene bei der Zustellung des Beschlusses zu belehren. 
  489. (3) Das Gericht entscheidet darüber, ob der Betroffene freigesprochen, gegen ihn eine Geldbuβe festgesetzt, eine Nebenfolge angeordnet oder das Verfahren eingestellt wird. Das Gericht darf von der im Buβgeldbescheid getroffenen Entscheidung nicht zum Nachteil des Betroffenen abweichen.
  490. (4) Wird eine Geldbuβe festgesetzt, so gibt der Beschluβ die Ordnungswidrigkeit an; hat der Buβgeldtatbestand eine gesetzliche Überschrift, so soll diese zur Bezeichnung der Ordnungswidrigkeit verwendet werden. ⑤ 260 Abs. 5 Satz 1 der Strafprozeβordnung gilt entsprechend. Die Begründung des Beschlusses enthält die für erwiesen erachteten Tatsachen, in denen das Gericht die gesetzlichen Merkmale der Ordnungswidrigkeit sieht. Soweit der Beweis aus anderen Tatsachen gefolgert wird, sollen auch diese Tatsachen angegeben werden. Ferner sind die Umstände anzuführen, die für die Zumessung der Geldbuβe und die Anordnung einer Nebenfolge bestimmend sind. 
  491. (5) Wird der Betroffene freigesprochen, so muβ die Begründung ergeben, ob der Betroffene für nicht überführt oder ob und aus welchen Gründen die als erwiesen angenommene Tat nicht als Ordnungswidrigkeit angesehen worden ist. Kann der Beschluβ nicht mit der Rechtsbeschwerde angefochten werden, so braucht nur angegeben zu werden, ob die dem Betroffenen zur Last gelegte Ordnungswidrigkeit aus tatsächlichen oder rechtlichen Gründen nicht festgestellt worden ist. 
  492.  
  493. ⑤ 73.  Anwesenheit des Betroffenen in der Hauptverhandlung
  494. (1) Der Betroffene ist zum Erscheinen in der Hauptverhandlung nicht verpflichtet. 
  495. (2) Das Gericht kann jedoch zur Aufklärung des Sachverhalts das persönliche Erscheinen des Betroffenen anordnen. 
  496. (3) Das Gericht kann auch die Vernehmung des Betroffenen durch einen ersuchten Richter anordnen. Von dem zum Zweck der Vernehmung anberaumten Termin sind die Staatsanwaltschaft und der Verteidiger zu benachrichtigen; ihrer Anwesenheit bei der Vernehmung bedarf es nicht. Das Protokoll über die Vernehmung ist in der Hauptverhandlung zu verlesen. 
  497. (4) Hat das Gericht das persönliche Erscheinen des Betroffenen nicht angeordnet, so kann er sich durch einen schriftlich bevollmächtigten Verteidiger vertreten lassen. 
  498.  
  499. ⑤ 74.  Verfahren bei Abwesenheit
  500. (1) Bleibt der Betroffene in der Hauptverhandlung aus, ohne daβ sein persönliches Erscheinen oder seine richterliche Vernehmung angeordnet ist, und ist er auch nicht durch einen Verteidiger vertreten, so wird der wesentliche Inhalt seiner früheren Vernehmung und etwaiger schriftlicher oder protokollarischer Erklärungen, die er zur Sache abgegeben hat, bekanntgegeben oder festgestellt, daβ er sich nicht geäuβert hat, obwohl ihm dazu Gelegenheit gegeben war. 
  501. (2) Bleibt der Betroffene, dessen persönliches Erscheinen angeordnet ist, ohne genügende Entschuldigung aus, so kann das Gericht den Einspruch durch Urteil verwerfen; nach Beginn der Hauptverhandlung ist die Verwerfung des Einspruchs nur mit Zustimmung der Staatsanwaltschaft zulässig. Verwirft das Gericht den Einspruch nicht, so ordnet es die Vorführung des Betroffenen an oder verfährt nach Absatz 1. 
  502. (3) Der Betroffene ist in der Ladung über die Absätze 1 und 2 zu belehren. 
  503. (4) Findet die Hauptverhandlung ohne den Betroffenen statt, so genügt es, wenn die nach ⑤ 265 Abs. 1 und 2 der Strafprozeβordnung erforderlichen Hinweise dem Verteidiger gegeben werden. 
  504. (5) Hat die Hauptverhandlung nach Absatz 1 oder 2 ohne den Betroffenen stattgefunden, so gilt ⑤ 235 der Strafprozeβordnung entsprechend. 
  505.  
  506. ⑤ 75.  Teilnahme der Staatsanwaltschaft an der Hauptverhandlung
  507. (1) Die Staatsanwaltschaft ist zur Teilnahme an der Hauptverhandlung nicht verpflichtet. Das Gericht macht der Staatsanwaltschaft Mitteilung, wenn es ihre Mitwirkung für angemessen hält. 
  508. (2) Nimmt die Staatsanwaltschaft an der Hauptverhandlung nicht teil, so bedarf es ihrer Zustimmung zur Einstellung des Verfahrens (⑤ 47 Abs. 2), zur Verwerfung des Einspruchs (⑤ 74 Abs. 2 Satz 1) und zur Rücknahme des Einspruchs in der Hauptverhandlung nicht.
  509.  
  510. ⑤ 76.  Beteiligung der Verwaltungsbehörde
  511. (1) Das Gericht gibt der Verwaltungsbehörde Gelegenheit, die Gesichtspunkte vorzubringen, die von ihrem Standpunkt für die Entscheidung von Bedeutung sind. Dies gilt auch, wenn das Gericht erwägt, das Verfahren nach ⑤ 47 Abs. 2 einzustellen. Der Termin zur Hauptverhandlung wird der Verwaltungsbehörde mitgeteilt. Ihr Vertreter erhält in der Hauptverhandlung auf Verlangen das Wort. 
  512. (2) Das Gericht kann davon absehen, die Verwaltungsbehörde nach Absatz 1 zu beteiligen, wenn ihre besondere Sachkunde für die Entscheidung entbehrt werden kann. 
  513. (3) Erwägt die Staatsanwaltschaft, die Klage zurückzunehmen, so gilt ⑤ 63 Abs. 3 entsprechend. 
  514. (4) Das Urteil und andere das Verfahren abschlieβende Entscheidungen sind der Verwaltungsbehörde mitzuteilen. 
  515.  
  516. ⑤ 77.  Umfang der Beweisaufnahme
  517. (1) Das Gericht bestimmt, unbeschadet der Pflicht, die Wahrheit von Amts wegen zu erforschen, den Umfang der Beweisaufnahme. Dabei berücksichtigt es auch die Bedeutung der Sache. 
  518. (2) Hält das Gericht den Sachverhalt nach dem bisherigen Ergebnis der Beweisaufnahme für geklärt, so kann es auβer in den Fällen des ⑤ 244 Abs. 3 der Strafprozeβordnung einen Beweisantrag auch dann ablehnen, wenn
  519. 1.  nach seinem pflichtgemäβen Ermessen die Beweiserhebung zur Erforschung der Wahrheit nicht erforderlich ist oder 
  520. 2.  nach seiner freien Würdigung das Beweismittel oder die zu beweisende Tatsache in einem Verfahren wegen einer geringfügigen Ordnungswidrigkeit ohne verständigen Grund so spät vorgebracht wird, daβ die Beweiserhebung zur Aussetzung der Hauptverhandlung führen würde. 
  521. (3) Die Begründung für die Ablehnung eines Beweisantrages nach Absatz 2 Nr. 1 kann in dem Gerichtsbeschluβ (⑤ 244 Abs. 6 der Strafprozeβordnung) in der Regel darauf beschränkt werden, daβ die Beweiserhebung zur Erforschung der Wahrheit nicht erforderlich ist.
  522.  
  523. ⑤ 77a.  Vereinfachte Art der Beweisaufnahme
  524. (1) Die Vernehmung eines Zeugen, Sachverständigen oder Mitbetroffenen darf durch Verlesung von Niederschriften über eine frühere Vernehmung sowie von Urkunden, die eine von ihnen stammende schriftliche Äuβerung enthalten, ersetzt werden. 
  525. (2) Erklärungen von Behörden und sonstigen Stellen über ihre dienstlichen Wahrnehmungen, Untersuchungen und Erkenntnisse sowie über diejenigen ihrer Angehörigen dürfen auch dann verlesen werden, wenn die Voraussetzungen des ⑤ 256 der Strafprozeβordnung nicht vorliegen.
  526. (3) Das Gericht kann eine behördliche Erklärung (Absatz 2) auch fernmündlich einholen und deren wesentlichen Inhalt in der Hauptverhandlung bekanntgeben. Der Inhalt der bekanntgegebenen Erklärung ist auf Antrag in das Protokoll aufzunehmen. 
  527. (4) Das Verfahren nach den Absätzen 1 bis 3 bedarf der Zustimmung des Betroffenen, des Verteidigers und der Staatsanwaltschaft, soweit sie in der Hauptverhandlung anwesend sind. ⑤ 251 Abs. 1 Nr. 1 bis 3, Abs. 2 Satz 2, Abs. 3 und 4 sowie die ⑤⑤ 252 und 253 der Strafprozeβordnung bleiben unberührt. 
  528.  
  529. ⑤ 77b.  Absehen von Urteilsgründen
  530. (1) Von einer schriftlichen Begründung des Urteils kann abgesehen werden, wenn alle zur Anfechtung Berechtigten auf die Einlegung der Rechtsbeschwerde verzichten oder wenn innerhalb der Frist Rechtsbeschwerde nicht eingelegt wird. Hat die Staatsanwaltschaft an der Hauptverhandlung nicht teilgenommen, so ist ihre Verzichterklärung entbehrlich; eine schriftliche Begründung des Urteils ist jedoch erforderlich, wenn die Staatsanwaltschaft dies vor der Hauptverhandlung beantragt hat. 
  531. (2) Die Urteilsgründe sind innerhalb der in ⑤ 275 Abs. 1 Satz 2 der Strafprozeβordnung vorgesehenen Frist zu den Akten zu bringen, wenn gegen die Versäumung der Frist für die Rechtsbeschwerde Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gewährt oder in den Fällen des Absatzes 1 Satz 2 Halbsatz 1 von der Staatsanwaltschaft Rechtsbeschwerde eingelegt wird. 
  532.  
  533. ⑤ 78.  Weitere Verfahrensvereinfachungen
  534. (1) Statt der Verlesung eines Schriftstücks kann das Gericht dessen wesentlichen Inhalt bekanntgeben; dies gilt jedoch nicht, soweit es auf den Wortlaut des Schriftstücks ankommt. Haben der Betroffene, der Verteidiger und der in der Hauptverhandlung anwesende Vertreter der Staatsanwaltschaft von dem Wortlaut des Schriftstücks Kenntnis genommen oder dazu Gelegenheit gehabt, so genügt es, die Feststellung hierüber in das Protokoll aufzunehmen. Soweit die Verlesung von Schriftstücken von der Zustimmung der Verfahrensbeteiligten abhängig ist, gilt dies auch für das Verfahren nach den Sätzen 1 und 2. 
  535. (2) ⑤ 273 Abs. 2 der Strafprozeβordnung ist nicht anzuwenden. 
  536. (3) Im Verfahren gegen Jugendliche gilt ⑤ 78 Abs. 3 des Jugendgerichtsgesetzes entsprechend. 
  537. (4) Wird gegen einen Jugendlichen oder Heranwachsenden eine Geldbuβe festgesetzt, so kann der Jugendrichter zugleich eine Vollstreckungsanordnung nach ⑤ 98 Abs. 1 treffen. 
  538.  
  539.  
  540. III. Rechtsmittel
  541.  
  542. ⑤ 79.  Rechtsbeschwerde
  543. (1) Gegen das Urteil und den Beschluβ nach ⑤ 72 ist Rechtsbeschwerde 
  544. zulässig, wenn
  545. 1.  gegen den Betroffenen eine Geldbuβe von mehr als zweihundert 
  546. Deutsche Mark festgesetzt worden ist, 
  547. 2.  eine Nebenfolge angeordnet worden ist, es sei denn, daβ es sich um eine Nebenfolge vermögensrechtlicher Art handelt, deren Wert im Urteil oder im Beschluβ nach ⑤ 72 auf nicht mehr als zweihundert Deutsche Mark festgesetzt worden ist, 
  548. 3.  der Betroffene wegen einer Ordnungswidrigkeit freigesprochen oder das Verfahren eingestellt worden ist und wegen der Tat im Buβgeldbescheid oder im Strafbefehl eine Geldbuβe von mehr als fünfhundert Deutsche Mark festgesetzt oder eine solche Geldbuβe von der Staatsanwaltschaft beantragt worden war, 
  549. 4.  der Einspruch durch Urteil als unzulässig verworfen worden ist oder 
  550. 5.  durch Beschluβ nach ⑤ 72 entschieden worden ist, obwohl der  Beschwerdeführer diesem Verfahren rechtzeitig widersprochen hatte. Gegen das Urteil ist die Rechtsbeschwerde ferner zulässig, wenn sie zugelassen wird (⑤ 80). 
  551. (2) Hat das Urteil oder der Beschluβ nach ⑤ 72 mehrere Taten zum Gegenstand und sind die Voraussetzungen des Absatzes 1 Satz 1 Nr. 1 bis 3 oder Satz 2 nur hinsichtlich einzelner Taten gegeben, so ist die Rechtsbeschwerde nur insoweit zulässig. 
  552. (3) Für die Rechtsbeschwerde und das weitere Verfahren gelten, soweit dieses Gesetz nichts anderes bestimmt, die Vorschriften der Strafprozeβordnung und des Gerichtsverfassungsgesetzes über die Revision entsprechend. ⑤ 342 der Strafprozeβordnung gilt auch entsprechend für den Antrag auf Wiedereinsetzung in den vorigen Stand nach ⑤ 72 Abs. 2 Satz 2 Halbsatz 1. 
  553. (4) Die Frist für die Einlegung der Rechtsbeschwerde beginnt mit der Zustellung des Beschlusses nach ⑤ 72 oder des Urteils, wenn es in Abwesenheit des Beschwerdeführers verkündet ist. 
  554. (5) Das Beschwerdegericht entscheidet durch Beschluβ. Richtet sich die Rechtsbeschwerde gegen ein Urteil, so kann das Beschwerdegericht auf Grund einer Hauptverhandlung durch Urteil entscheiden. 
  555. (6) Hebt das Beschwerdegericht die angefochtene Entscheidung auf, so kann es abweichend von ⑤ 354 Abs. 1 und 2 der Strafprozeβordnung in der Sache selbst entscheiden oder sie an das Amtsgericht, dessen Entscheidung aufgehoben wird, oder an ein anderes Amtsgericht desselben Landes zurückverweisen. 
  556.  
  557. ⑤ 80.  Zulassung der Rechtsbeschwerde
  558. (1) Das Beschwerdegericht läβt die Rechtsbeschwerde nach ⑤ 79 Abs. 1 
  559. Satz 2 auf Antrag zu, wenn es geboten ist,
  560. 1.  die Nachprüfung des Urteils zur Fortbildung des Rechts oder zur 
  561. Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung zu ermöglichen, soweit Absatz 2 nichts anderes bestimmt, oder 
  562. 2.  das Urteil wegen Versagung des rechtlichen Gehörs aufzuheben. 
  563. (2) Die Rechtsbeschwerde wird wegen der Anwendung von Rechtsnormen über das Verfahren nicht und wegen der Anwendung von anderen Rechtsnormen nur zur Fortbildung des Rechts zugelassen, wenn
  564. 1.  gegen den Betroffenen eine Geldbuβe von nicht mehr als fünfundsiebzig Deutsche Mark festgesetzt oder eine Nebenfolge vermögensrechtlicher Art angeordnet worden ist, deren Wert im Urteil auf nicht mehr als fünfundsiebzig Deutsche Mark festgesetzt worden ist, oder 
  565. 2.  der Betroffene wegen einer Ordnungswidrigkeit freigesprochen oder das Verfahren eingestellt worden ist und wegen der Tat im Buβgeldbescheid oder im Strafbefehl eine Geldbuβe von nicht mehr als zweihundert Deutsche Mark festgesetzt oder eine solche Geldbuβe von der Staatsanwaltschaft beantragt worden war. 
  566. (3) Für den Zulassungsantrag gelten die Vorschriften über die Einlegung der Rechtsbeschwerde entsprechend. Der Antrag gilt als vorsorglich eingelegte Rechtsbeschwerde. Die Vorschriften über die Anbringung der Beschwerdeanträge und deren Begründung (⑤⑤ 344, 345 der Strafprozeβordnung) sind zu beachten. Bei der Begründung der Beschwerdeanträge soll der Antragsteller zugleich angeben, aus welchen Gründen die in Absatz 1 bezeichneten Voraussetzungen vorliegen. ⑤ 35a der Strafprozeβordnung gilt entsprechend.
  567. (4) Das Beschwerdegericht entscheidet über den Antrag durch Beschluβ. 
  568. Die ⑤⑤ 346 bis 348 der Strafprozeβordnung gelten entsprechend. Der Beschluβ, durch den der Antrag verworfen wird, bedarf keiner Begründung, wenn das Beschwerdegericht den Antrag einstimmig für offensichtlich unbegründet erachtet. Wird der Antrag verworfen, so gilt die Rechtsbeschwerde als zurückgenommen. 
  569. (5) Stellt sich vor der Entscheidung über den Zulassungsantrag heraus, daβ ein Verfahrenshindernis besteht, so stellt das Beschwerdegericht das Verfahren nur dann ein, wenn das Verfahrenshindernis nach Erlass des Urteils eingetreten ist. 
  570.  
  571.  
  572. Sechster Abschnitt. Bussgeld- und Strafverfahren
  573.  
  574. ⑤ 81.  Übergang vom Buβgeld- zum Strafverfahren
  575. (1) Das Gericht ist im Buβgeldverfahren an die Beurteilung der Tat als Ordnungswidrigkeit nicht gebunden. Jedoch darf es auf Grund eines Strafgesetzes nur entscheiden, wenn der Betroffene zuvor auf die Veränderung des rechtlichen Gesichtspunktes hingewiesen und ihm Gelegenheit zur Verteidigung gegeben worden ist. 
  576. (2) Der Betroffene wird auf die Veränderung des rechtlichen Gesichtspunktes auf Antrag der Staatsanwaltschaft oder von Amts wegen hingewiesen. Mit diesem Hinweis erhält er die Rechtsstellung des Angeklagten. Die Verhandlung wird unterbrochen, wenn das Gericht es für erforderlich hält oder wenn der Angeklagte es beantragt. Über sein Recht, die Unterbrechung zu beantragen, wird der Angeklagte belehrt. 
  577. (3) In dem weiteren Verfahren sind die besonderen Vorschriften dieses Gesetzes nicht mehr anzuwenden. Jedoch kann die bisherige Beweisaufnahme, die in Anwesenheit des Betroffenen stattgefunden hat, auch dann verwertet werden, wenn sie nach diesen Vorschriften durchgeführt worden ist; dies gilt aber nicht für eine Beweisaufnahme nach den ⑤⑤ 77a und 78 Abs. 1. 
  578.  
  579. ⑤ 82.  Buβgelderkenntnis im Strafverfahren
  580. (1) Im Strafverfahren beurteilt das Gericht die in der Anklage bezeichnete Tat zugleich unter dem rechtlichen Gesichtspunkt einer Ordnungswidrigkeit. 
  581. (2) Läβt das Gericht die Anklage zur Hauptverhandlung nur unter dem rechtlichen Gesichtspunkt einer Ordnungswidrigkeit zu, so sind in dem weiteren Verfahren die besonderen Vorschriften dieses Gesetzes anzuwenden. 
  582.  
  583. ⑤ 83.  Verfahren bei Ordnungswidrigkeiten und Straftaten
  584. (1) Hat das Verfahren Ordnungswidrigkeiten und Straftaten zum Gegenstand und werden einzelne Taten nur als Ordnungswidrigkeiten verfolgt, so gelten für das Verfahren wegen dieser Taten auch ⑤ 46 Abs. 3, 4 und 7, die ⑤⑤ 47 bis 49, 55, 76 bis 78, 79 Abs. 1 bis 3 sowie ⑤ 80.
  585. (2) Wird in den Fällen des Absatzes 1 gegen das Urteil, soweit es nur Ordnungswidrigkeiten betrifft, Rechtsbeschwerde und im übrigen Berufung eingelegt, so wird eine rechtzeitig und in der vorgeschriebenen Form eingelegte Rechtsbeschwerde, solange die Berufung nicht zurückgenommen oder als unzulässig verworfen ist, als Berufung behandelt. Die Beschwerdeanträge und deren Begründung sind gleichwohl in der vorgeschriebenen Form anzubringen und dem Gegner zuzustellen (⑤⑤ 344 bis 347 der Strafprozeβordnung); einer Zulassung nach ⑤ 79 Abs. 1 Satz 2 bedarf es jedoch nicht. Gegen das Berufungsurteil ist die Rechtsbeschwerde nach ⑤ 79 Abs. 1 und 2 sowie ⑤ 80 zulässig. 
  586. (3) Hebt das Beschwerdegericht das Urteil auf, soweit es nur Ordnungswidrigkeiten betrifft, so kann es in der Sache selbst entscheiden. 
  587.  
  588.  
  589. Siebenter Abschnitt. Rechtskraft und Wiederaufnahme des Verfahrens
  590.  
  591. ⑤ 84.  Wirkung der Rechtskraft
  592. (1) Ist der Buβgeldbescheid rechtskräftig geworden oder hat das Gericht über die Tat als Ordnungswidrigkeit oder als Straftat rechtskräftig entschieden, so kann dieselbe Tat nicht mehr als Ordnungswidrigkeit verfolgt werden. 
  593. (2) Das rechtskräftige Urteil über die Tat als Ordnungswidrigkeit steht auch ihrer Verfolgung als Straftat entgegen. Dem rechtskräftigen Urteil stehen der Beschluβ nach ⑤ 72 und der Beschluβ des Beschwerdegerichts über die Tat als Ordnungswidrigkeit gleich.
  594.  
  595. ⑤ 85.  Wiederaufnahme des Verfahrens
  596. (1) Für die Wiederaufnahme eines durch rechtskräftige Buβgeldentscheidung abgeschlossenen Verfahrens gelten die ⑤⑤ 359 bis 373a der Strafprozeβordnung entsprechend, soweit die nachstehenden Vorschriften nichts anderes bestimmen. 
  597. (2) Die Wiederaufnahme des Verfahrens zugunsten des Betroffenen, die auf neue Tatsachen oder Beweismittel gestützt wird (⑤ 359 Nr. 5 der Strafprozeβordnung), ist nicht zulässig, wenn
  598. 1.  gegen den Betroffenen lediglich eine Geldbuβe bis zu zweihundert Deutsche Mark festgesetzt ist oder 
  599. 2.  seit Rechtskraft der Buβgeldentscheidung drei Jahre verstrichen sind. Satz 1 Nr. 1 gilt entsprechend, wenn eine Nebenfolge vermögensrechtlicher Art angeordnet ist, deren Wert zweihundert Deutsche Mark nicht übersteigt.
  600. (3) Die Wiederaufnahme des Verfahrens zuungunsten des Betroffenen ist unter den Voraussetzungen des ⑤ 362 der Strafprozeβordnung nur zu dem Zweck zulässig, die Verurteilung nach einem Strafgesetz herbeizuführen. Zu diesem Zweck ist sie auch zulässig, wenn neue Tatsachen oder Beweismittel beigebracht sind, die allein oder in Verbindung mit den früher erhobenen Beweisen geeignet sind, die Verurteilung des Betroffenen wegen eines Verbrechens zu begründen. 
  601. (4) Im Wiederaufnahmeverfahren gegen den Buβgeldbescheid entscheidet das nach ⑤ 68 zuständige Gericht. Wird ein solches Wiederaufnahmeverfahren von dem Betroffenen beantragt oder werden der Verwaltungsbehörde Umstände bekannt, die eine Wiederaufnahme des Verfahrens zulassen, so übersendet sie die Akten der Staatsanwaltschaft. ⑤ 69 Abs. 4 Satz 1 gilt entsprechend. 
  602.  
  603. ⑤ 86.  Aufhebung des Buβgeldbescheides im Strafverfahren
  604. (1) Ist gegen den Betroffenen ein Buβgeldbescheid ergangen und wird er später wegen derselben Handlung in einem Strafverfahren verurteilt, so wird der Buβgeldbescheid insoweit aufgehoben. Dasselbe gilt, wenn es im Strafverfahren nicht zu einer Verurteilung kommt, jedoch die Feststellungen, die das Gericht in der abschlieβenden Entscheidung trifft, dem Buβgeldbescheid entgegenstehen. 
  605. (2) Geldbeträge, die auf Grund des aufgehobenen Buβgeldbescheides gezahlt oder beigetrieben worden sind, werden zunächst auf eine erkannte Geldstrafe, dann auf angeordnete Nebenfolgen, die zu einer Geldzahlung verpflichten, und zuletzt auf die Kosten des Strafverfahrens angerechnet.
  606. (3) Die Entscheidungen nach den Absätzen 1 und 2 werden in dem Urteil oder in der sonstigen abschlieβenden Entscheidung getroffen. 
  607.  
  608.  
  609. Achter Abschnitt. Verfahren bei Anordnung von Nebenfolgen
  610.  
  611. ⑤ 87.  Anordnung von Einziehung und Verfall
  612. (1) Hat die Verwaltungsbehörde im Buβgeldverfahren über die Einziehung eines Gegenstandes zu entscheiden, so ist sie auch für die Anordnung der Verfahrensbeteiligung, die Beiordnung eines Rechtsanwalts oder einer anderen Person, die als Verteidiger bestellt werden darf, und die Entscheidung über die Entschädigung zuständig (⑤⑤ 431, 434 Abs. 2, ⑤ 436 Abs. 3 der Strafprozeβordnung); ⑤ 60 Satz 2 gilt entsprechend. 
  613. (2) Vom Erlaβ des Buβgeldbescheides an hat der Einziehungsbeteiligte, soweit das Gesetz nichts anderes bestimmt, die Befugnisse, die einem Betroffenen zustehen. Ihm wird der Buβgeldbescheid, in dem die Einziehung angeordnet wird, zugestellt. Zugleich wird er darauf hingewiesen, daβ über die Einziehung auch ihm gegenüber entschieden ist. 
  614. (3) Im selbständigen Verfahren wird die Einziehung in einem selbständigen Einziehungsbescheid angeordnet; ⑤ 66 Abs. 1, Abs. 2 Nr. 1 Buchstabe a und Abs 3 gilt entsprechend. Der Einziehungsbescheid steht einem Buβgeldbescheid gleich. Zuständig ist die Verwaltungsbehörde, die im Falle der Verfolgung einer bestimmten Person zuständig wäre; örtlich zuständig ist auch die Verwaltungsbehörde, in deren Bezirk der Gegenstand sichergestellt worden ist. 
  615. (4) Das Nachverfahren (⑤ 439 der Strafprozeβordnung) gegen einen Buβgeldbescheid ist bei der Verwaltungsbehörde zu beantragen, welche die Einziehung angeordnet hat. Die Entscheidung trifft das nach ⑤ 68 zuständige Gericht. Die Verwaltungsbehörde übersendet die Akten der Staatsanwaltschaft, die sie dem Gericht vorlegt; ⑤ 69 Abs. 4 Satz 1 gilt entsprechend. 
  616. (5) Die Entscheidung des Gerichts über die Einziehung eines Gegenstandes, dessen Wert zweihundert Deutsche Mark nicht übersteigt, 
  617. ist nicht anfechtbar. 
  618. (6) Die Absätze 1, 2 Satz 1 und 2, Absatz 3 Satz 1 bis 3 Halbsatz 1 und Absatz 5 gelten im Verfahren bei Anordnung des Verfalls entsprechend. 
  619.  
  620. ⑤ 88.  Festsetzung der Geldbuβe gegen juristische Personen und Personenvereinigungen
  621. (1) Hat die Verwaltungsbehörde im Buβgeldverfahren über die Festsetzung einer Geldbuβe gegen eine juristische Person oder eine Personenvereinigung zu entscheiden (⑤ 30), so ist sie auch für die Anordnung der Verfahrensbeteiligung und die Beiordnung eines Rechtsanwalts oder einer anderen Person, die als Verteidiger bestellt werden darf, zuständig (⑤ 444 Abs. 1, ⑤ 434 Abs. 2 der Strafprozeβordnung); ⑤ 60 Satz 2 gilt entsprechend. 
  622. (2) Im selbständigen Verfahren setzt die Verwaltungsbehörde die Geldbuβe in einem selbständigen Buβgeldbescheid fest. Zuständig ist die Verwaltungsbehörde, die im Falle der Verfolgung einer bestimmten Person zuständig wäre; örtlich zuständig ist auch die Verwaltungsbehörde, in deren Bezirk die juristische Person oder Personenvereinigung ihren Sitz oder eine Zweigniederlassung hat. 
  623. (3) ⑤ 87 Abs. 2 Satz 1 und 2 sowie Abs. 5 gilt entsprechend. 
  624.  
  625.  
  626. Neunter Abschnitt. Vollstreckung der Buβgeldentscheidungen
  627.  
  628. ⑤ 89.  Vollstreckbarkeit der Buβgeldentscheidungen
  629. Buβgeldentscheidungen sind vollstreckbar, wenn sie rechtskräftig geworden sind. 
  630.  
  631. ⑤ 90.  Vollstreckung des Buβgeldbescheides
  632. (1) Der Buβgeldbescheid wird, soweit das Gesetz nichts anderes bestimmt, nach den Vorschriften des Verwaltungs-Vollstreckungsgesetzes vom 27. April 1953 (BGBl. I S. 157) in der jeweils geltenden vollstreckt, wenn eine Verwaltungsbehörde des Bundes den Buβgeldbescheid erlassen hat, sonst nach den entsprechenden landesrechtlichen Vorschriften. 
  633. (2) Die Geldbuβen flieβen, soweit das Gesetz nichts anderes bestimmt, in die Bundeskasse, wenn eine Verwaltungsbehörde des Bundes den Buβgeldbescheid erlassen hat, sonst in die Landeskasse. Satz 1 gilt für Nebenfolgen, die zu einer Geldzahlung verpflichten, entsprechend.
  634. (3) Ist die Einziehung oder Unbrauchbarmachung einer Sache angeordnet worden, so wird die Anordnung dadurch vollstreckt, daβ die Sache dem Betroffenen oder dem Einziehungsbeteiligten weggenommen wird. Wird die Sache bei diesen Personen nicht vorgefunden, so haben sie auf Antrag der Verwaltungsbehörde bei dem Amtsgericht eine eidesstattliche Versicherung über den Verbleib der Sache abzugeben. ⑤ 883 Abs. 2 bis 4, die ⑤⑤ 899, 900 Abs. 1, 3 und 5, sowie die ⑤⑤ 901, 902, 904 bis 910 und 913 der Zivilprozeβordnung gelten entsprechend.
  635. (4) Absatz 1 gilt für die Vollstreckung eines von der Verwaltungsbehörde festgesetzten Ordnungsgeldes entsprechend. 
  636.  
  637. ⑤ 91.  Vollstreckung der gerichtlichen Buβgeldentscheidung
  638. Für die Vollstreckung der gerichtlichen Buβgeldentscheidung gelten ⑤ 451 Abs. 1 und 2, die ⑤⑤ 459 und 459g Abs. 1 sowie Abs. 2 in Verbindung mit ⑤ 459 der Strafprozeβordnung, im Verfahren gegen Jugendliche und Heranwachsende auch ⑤ 82 Abs. 1, ⑤ 83 Abs. 2 sowie die ⑤⑤ 84 und 85 Abs. 5 des Jugendgerichtsgesetzes sinngemäβ. 
  639.  
  640. ⑤ 92.  Vollstreckungsbehörde
  641. Vollstreckungsbehörde im Sinne der nachfolgenden Vorschriften dieses Abschnitts ist in den Fällen des ⑤ 90 die Verwaltungsbehörde, die den Buβgeldbescheid erlassen hat, sonst die Stelle, der nach ⑤ 91 die Vollstreckung obliegt. 
  642.  
  643. ⑤ 93.  Zahlungserleichterungen
  644. (1) Nach Rechtskraft der Buβgeldentscheidung entscheidet über die Bewilligung von Zahlungserleichterungen (⑤ 18) die Vollstreckungsbehörde. 
  645. (2) Die Vollstreckungsbehörde kann eine Entscheidung über Zahlungserleichterungen nach Absatz 1 oder nach ⑤ 18 nachträglich ändern oder aufheben. Dabei darf sie von einer vorausgegangenen Entscheidung zum Nachteil des Betroffenen nur auf Grund neuer Tatsachen oder Beweismittel abweichen.
  646. (3) Für Entscheidungen über Zahlungserleichterungen gilt ⑤ 66 Abs. 2 Nr. 2 und 3 sinngemäβ. Die Entscheidung erstreckt sich auch auf die Kosten des Verfahrens; sie kann auch allein hinsichtlich der Kosten getroffen werden. 
  647. (4) Entfällt die Vergünstigung nach ⑤ 18 Satz 2, die Geldbuβe in bestimmten Teilbeträgen zu zahlen, so wird dies in den Akten vermerkt. Die Vollstreckungsbehörde kann dem Betroffenen erneut eine Zahlungserleichterung bewilligen. 
  648.  
  649. ⑤ 94   Verrechnung von Teilbeträgen
  650. Teilbeträge werden, wenn der Betroffene bei der Zahlung keine Bestimmung trifft, zunächst auf die Geldbuβe, dann auf die etwa angeordneten Nebenfolgen, die zu einer Geldzahlung verpflichten, und zuletzt auf die Kosten des Verfahrens angerechnet. 
  651.  
  652. ⑤ 95.  Beitreibung der Geldbuβe
  653. (1) Die Geldbuβe oder der Teilbetrag einer Geldbuβe wird vor Ablauf von zwei Wochen nach Eintritt der Fälligkeit nur beigetrieben, wenn auf Grund bestimmter Tatsachen erkennbar ist, daβ sich der Betroffene der Zahlung entziehen will. 
  654. (2) Ergibt sich, daβ dem Betroffenen nach seinen wirtschaftlichen Verhältnissen die Zahlung in absehbarer Zeit nicht möglich ist, so kann die Vollstreckungsbehörde anordnen, daβ die Vollstreckung unterbleibt. 
  655.  
  656. ⑤ 96.  Anordnung von Erzwingungshaft
  657. (1) Nach Ablauf der in ⑤ 95 Abs. 1 bestimmten Frist kann das Gericht auf Antrag der Vollstreckungsbehörde oder, wenn ihm selbst die Vollstreckung obliegt, von Amts wegen Erzwingungshaft anordnen, wenn
  658. 1.  die Geldbuβe oder der bestimmte Teilbetrag einer Geldbuβe nicht gezahlt ist, 
  659. 2.  der Betroffene seine Zahlungsunfähigkeit nicht dargetan hat (⑤ 66 Abs. 2 Nr. 2 Buchstabe b), 
  660. 3.  er nach ⑤ 66 Abs. 2 Nr. 3 belehrt ist und 
  661. 4.  keine Umstände bekannt sind, welche seine Zahlungsunfähigkeit ergeben. 
  662. (2) Ergibt sich, daβ dem Betroffenen nach seinen wirtschaftlichen Verhältnissen nicht zuzumuten ist, den zu zahlenden Betrag der Geldbuβe sofort zu entrichten, so bewilligt das Gericht eine Zahlungserleichterung oder überläβt die Entscheidung darüber der Vollstreckungsbehörde. Eine bereits ergangene Anordnung der Erzwingungshaft wird aufgehoben. 
  663. (3) Die Dauer der Erzwingungshaft wegen einer Geldbuβe darf sechs Wochen, wegen mehrerer in einer Buβgeldentscheidung festgesetzter Geldbuβen drei Monate nicht übersteigen. Sie wird, auch unter Berücksichtigung des zu zahlenden Betrages der Geldbuβe, nach Tagen bemessen und kann nachträglich nicht verlängert, jedoch abgekürzt werden. Wegen desselben Betrages darf die Erzwingungshaft nicht wiederholt werden. 
  664.  
  665. ⑤ 97.  Vollstreckung der Erzwingungshaft
  666. (1) Für die Vollstreckung der Erzwingungshaft gilt ⑤ 451 Abs. 1 und 2 der Strafprozeβordnung, im Verfahren gegen Jugendliche und Heranwachsende gelten auch ⑤ 82 Abs. 1, ⑤ 83 Abs. 2 sowie die ⑤⑤ 84 und 85 Abs. 5 des Jugendgerichtsgesetzes sinngemäβ. 
  667. (2) Der Betroffene kann die Vollstreckung der Erzwingungshaft jederzeit dadurch abwenden, daβ er den zu zahlenden Betrag der Geldbuβe entrichtet. 
  668. (3) Macht der Betroffene nach Anordnung der Erzwingungshaft geltend, daβ ihm nach seinen wirtschaftlichen Verhältnissen nicht zuzumuten ist, den zu zahlenden Betrag der Geldbuβe sofort zu entrichten, so wird dadurch die Vollziehung der Anordnung nicht gehemmt. Das Gericht kann jedoch die Vollziehung aussetzen. 
  669.  
  670. ⑤ 98.  Vollstreckung gegen Jugendliche und Heranwachsende
  671. (1) Wird die gegen einen Jugendlichen festgesetzte Geldbuβe auch nach Ablauf der in ⑤ 95 Abs. 1 bestimmten Frist nicht gezahlt, so kann der Jugendrichter auf Antrag der Vollstreckungsbehörde oder, wenn ihm selbst die Vollstreckung obliegt, von Amts wegen dem Jugendlichen auferlegen, an Stelle der Geldbuβe
  672. 1.  Arbeitsleistungen zu erbringen, 
  673. 2.  nach Kräften den durch die Handlung verursachten Schaden wiedergutzumachen, 
  674. 3.  bei einer Verletzung von Verkehrsvorschriften an einem 
  675. Verkehrsunterricht teilzunehmen, 
  676. 4.  sonst eine bestimmte Leistung zu erbringen, wenn die Bewilligung einer Zahlungserleichterung, die Beitreibung der Geldbuβe oder die Anordnung der Erzwingungshaft nicht möglich oder angebracht erscheint. Der Jugendrichter kann die Anordnungen nach Satz 1 nebeneinander treffen und nachträglich ändern. 
  677.  
  678. (2) Kommt der Jugendliche einer Anordnung nach Absatz 1 schuldhaft nicht nach und zahlt er auch nicht die Geldbuβe, so kann Jugendarrest (⑤ 16 Jugendgerichtsgesetz) gegen ihn verhängt werden, wenn er entsprechend belehrt worden ist. Hiernach verhängter Jugendarrest darf bei einer Buβgeldentscheidung eine Woche nicht übersteigen. Vor der Verhängung von Jugendarrest ist dem Jugendlichen Gelegenheit zur mündlichen Äuβerung vor dem Richter zu geben. 
  679. (3) Wegen desselben Betrags darf Jugendarrest nicht wiederholt angeordnet werden. Der Richter sieht von der Vollstreckung des Jugendarrestes ab, wenn der Jugendliche nach Verhängung der Weisung nachkommt oder die Geldbuβe zahlt. Ist Jugendarrest vollstreckt worden, so kann der Jugendrichter die Vollstreckung der Geldbuβe ganz oder zum Teil für erledigt erklären. 
  680. (4) Die Absätze 1 bis 3 gelten auch für die Vollstreckung der gegen einen Heranwachsenden festgesetzten Geldbuβe. 
  681.  
  682. ⑤ 99.  Vollstreckung von Nebenfolgen, die zu einer Geldzahlung 
  683. verpflichten
  684. (1) Für die Vollstreckung von Nebenfolgen, die zu einer Geldzahlung verpflichten, gelten die ⑤⑤ 93 und 95 entsprechend, für die Vollstreckung der Geldbuβe gegen eine juristische Person oder eine Personenvereinigung gelten auch die ⑤⑤ 94, 96 und 97. 
  685. (2) Ist der Verfall eines Geldbetrages (⑤ 29a) rechtskräftig angeordnet worden und legt der Betroffene oder der Verfallsbeteiligte eine rechtskräftige Entscheidung vor, in der gegen ihn wegen der mit Geldbuβe bedrohten Handlung ein dem Verletzten erwachsener Anspruch festgestellt ist, so ordnet die Vollstreckungsbehörde an, daβ die Anordnung des Verfalls insoweit nicht mehr vollstreckt wird. Ist der für verfallen erklärte Geldbetrag bereits gezahlt oder beigetrieben worden und wird die Zahlung auf Grund der rechtskräftigen Entscheidung an den Verletzten nachgewiesen, so ordnet die Vollstreckungsbehörde insoweit die Rückerstattung an den Betroffenen oder den Verfallsbeteiligten an. 
  686.  
  687. ⑤ 100.  Nachträgliche Entscheidungen über die Einziehung
  688. (1) Über die Aufhebung des Vorbehalts der Einziehung und die nachträgliche Anordnung der Einziehung eines Gegenstandes oder des Wertersatzes (⑤ 24 Abs. 2 Satz 3, ⑤ 25 Abs. 4) entscheidet
  689. 1.  die Verwaltungsbehörde, die den Buβgeldbescheid erlassen hat, 
  690. 2.  bei einer gerichtlichen Buβgeldentscheidung das Gericht. 
  691. (2) Gegen die nachträgliche Anordnung der Einziehung ist in den Fällen des Absatzes 1 Nr. 1 innerhalb von zwei Wochen nach Zustellung des Bescheides der Antrag auf gerichtliche Entscheidung nach ⑤ 62 zulässig. Gegen die Entscheidung des Gerichts ist sofortige Beschwerde zulässig, wenn der Wert des Beschwerdegegenstandes zweihundert Deutsche Mark übersteigt. 
  692.  
  693. ⑤ 101.  Vollstreckung in den Nachlaβ
  694. In den Nachlaβ des Betroffenen darf eine Geldbuβe nicht vollstreckt werden. 
  695.  
  696. ⑤ 102.  Nachträgliches Strafverfahren
  697. (1) Wird nach Rechtskraft des Buβgeldbescheides wegen derselben Handlung die öffentliche Klage erhoben, so soll die Vollstreckungsbehörde die Vollstreckung des Buβgeldbescheides insoweit aussetzen. 
  698. (2) Sind die Entscheidungen nach ⑤ 86 Abs. 1 und 2 im Strafverfahren unterblieben, so sind sie von dem Gericht nachträglich zu treffen. 
  699.  
  700. ⑤ 103.  Gerichtliche Entscheidung
  701. (1) Über Einwendungen gegen
  702. 1.  die Zulässigkeit der Vollstreckung, 
  703. 2.  die von der Vollstreckungsbehörde nach den ⑤⑤ 93, 99 Abs. 2 und ⑤ 102 Abs. 1 getroffenen Anordnungen, 
  704. 3.  die sonst bei der Vollstreckung eines Buβgeldbescheides getroffenen Maβnahmen entscheidet das Gericht.
  705. (2) Durch Einwendungen nach Absatz 1 wird die Vollstreckung nicht gehemmt. Das Gericht kann jedoch die Vollstreckung aussetzen. 
  706.  
  707. ⑤ 104.  Verfahren bei gerichtlicher Entscheidung
  708. (1) Die bei der Vollstreckung notwendig werdenden gerichtlichen Entscheidungen werden erlassen
  709. 1.  von dem nach ⑤ 68 zuständigen Gericht, wenn ein Buβgeldbescheid zu vollstrecken ist, 
  710. 2.  von dem Gericht des ersten Rechtszuges, wenn eine gerichtliche Buβgeldentscheidung zu vollstrecken ist, 
  711. 3.  von dem Jugendrichter, dem die Vollstreckung einer gerichtlichen Buβgeldentscheidung obliegt, soweit nicht eine Entscheidung nach ⑤ 100 Abs. 1 Nr. 2 zu treffen ist, 
  712. 4.  von dem Gericht des ersten Rechtszuges im Strafverfahren, wenn eine Entscheidung nach ⑤ 102 Abs. 2 zu treffen ist. 
  713. (2) Die Entscheidung ergeht ohne mündliche Verhandlung. Vor der Entscheidung ist den Beteiligten Gelegenheit zu geben, Anträge zu stellen und zu begründen. 
  714. (3) Die sofortige Beschwerde ist zulässig gegen die
  715. 1.  Anordnung der Erzwingungshaft und die Verhängung des Jugendarrestes, 
  716. 2.  nachträgliche Entscheidung über die Einziehung (⑤ 100 Abs. 1 Nr. 2), 
  717. 3.  gerichtliche Entscheidung in den Fällen des ⑤ 103 Abs. 1 Nr. 2 in Verbindung mit ⑤ 99 Abs. 2; 
  718. dies gilt in den Fällen der Nummern 2 und 3 jedoch nur dann, wenn der Wert des Beschwerdegegenstandes zweihundert Deutsche Mark übersteigt. In den übrigen Fällen ist die Entscheidung nicht anfechtbar.
  719.  
  720.  
  721. Zehnter Abschnitt. Kosten
  722. I. Verfahren der Verwaltungsbehörde
  723.  
  724. ⑤ 105.  Kostenentscheidung
  725. (1) Im Verfahren der Verwaltungsbehörde gelten ⑤ 464 Abs. 1 und 2, die ⑤⑤ 464a, 465, 466, 467a Abs. 1 und 2, ⑤ 469 Abs. 1 und 2, sowie die ⑤⑤ 470, 472b und 473 Abs. 7 der Strafprozeβordnung sinngemäβ, im Verfahren gegen Jugendliche und Heranwachsende ferner ⑤ 74 des Jugendgerichtsgesetzes.
  726. (2) Die notwendigen Auslagen, die nach Absatz 1 in Verbindung mit ⑤ 465 Abs. 2, ⑤ 467a Abs. 1 und 2 sowie den ⑤⑤ 470 und 472b der Strafprozeβordnung die Staatskasse zu tragen hat, werden, soweit das Gesetz nichts anderes bestimmt, der Bundeskasse auferlegt, wenn eine Verwaltungsbehörde des Bundes das Verfahren durchführt, sonst der Landeskasse. 
  727.  
  728. ⑤ 106.  Kostenfestsetzung
  729. (1) Die Höhe der Kosten und Auslagen, die ein Beteiligter einem anderen zu erstatten hat, wird auf Antrag durch die Verwaltungsbehörde festgesetzt. Auf Antrag ist auszusprechen, daβ die festgesetzten Kosten und Auslagen von der Anbringung des Festsetzungsantrages an mit vier vom Hundert zu verzinsen sind. Dem Festsetzungsantrag sind eine Berechnung der dem Antragsteller entstandenen Kosten, eine zur Mitteilung an den anderen Beteiligten bestimmte Abschrift und die Belege zur Rechtfertigung der einzelnen Ansätze beizufügen. Zur Berücksichtigung eines Ansatzes genügt es, daβ er glaubhaft gemacht ist. Hinsichtlich der einem Rechtsanwalt erwachsenen Auslagen an Post-, Telegrafen- und Fernsprechgebühren genügt die Versicherung des Rechtsanwalts, daβ die Auslagen entstanden sind.
  730. (2) Für die Zwangsvollstreckung aus dem Kostenfestsetzungsbescheid gelten die Vorschriften der Zivilprozeβordnung über die Zwangsvollstreckung aus Kostenfestsetzungsbeschlüssen sinngemäβ. Die Zwangsvollstreckung ist erst zulässig, wenn der Kostenfestsetzungsbescheid unanfechtbar geworden ist. Die vollstreckbare Ausfertigung wird vom Urkundsbeamten der Geschäftsstelle des nach ⑤ 68 zuständigen Gerichts erteilt. 
  731.  
  732. ⑤ 107.  Gebühren und Auslagen
  733. (1) Im Verfahren der Verwaltungsbehörde bemiβt sich die Gebühr nach der Geldbuβe, die gegen den Betroffenen im Buβgeldbescheid festgesetzt ist. 
  734. Als Gebühr werden bei der Festsetzung einer Geldbuβe fünf vom Hundert des Betrages der festgesetzten Geldbuβe erhoben, jedoch mindestens zwanzig Deutsche Mark und höchstens zehntausend Deutsche Mark. 
  735. (2) Hat die Verwaltungsbehörde im Falle des ⑤ 25a des Straβenverkehrsgesetzes eine abschlieβende Entscheidung getroffen, so beträgt die Gebühr zwanzig Deutsche Mark. 
  736. (3) Als Auslagen werden erhoben
  737. 1.  Telegrafen- und Fernschreibgebühren; 
  738. 2.  Postgebühren für Zustellungen; wird durch Bedienstete der Verwaltungsbehörde zugestellt, so werden die für Zustellungen durch die Post mit Zustellungsurkunde entstehenden Postgebühren erhoben; 
  739. 3.  Kosten, die durch öffentliche Bekanntmachung entstehen, mit Ausnahme der hierbei erwachsenen Postgebühren; 
  740. 4.  die nach dem Gesetz über die Entschädigung von Zeugen und Sachverständigen zu zahlenden Beträge, und zwar auch dann, wenn aus Gründen der Gegenseitigkeit, der Verwaltungsvereinfachung und dergleichen keine Zahlungen zu leisten sind; sind die Aufwendungen durch mehrere Geschäfte veranlaβt, die sich auf verschiedene Rechtssachen beziehen, so werden die Aufwendungen auf die mehreren Geschäfte unter Berücksichtigung der auf die einzelnen Geschäfte verwendeten Zeit angemessen verteilt; 
  741. 5.  die bei Geschäften auβerhalb der Dienststelle den Verwaltungsangehörigen auf Grund gesetzlicher Vorschriften gewährten Vergütungen (Reisekostenvergütung, Auslagenersatz) und die Kosten für die Bereitstellung von Räumen; sind die Aufwendungen durch mehrere Geschäfte veranlaβt, die sich auf verschiedene Rechtssachen beziehen, so werden die Aufwendungen auf die mehreren Geschäfte unter Berücksichtigung der Entfernungen und der auf die einzelnen Geschäfte verwendeten Zeit angemessen verteilt; 
  742. 6.  die an Rechtsanwälte zu zahlenden Beträge; 
  743. 7.  die Kosten einer Beförderung von Personen sowie Beträge, die 
  744. mittellosen Personen für die Reise zum Ort einer Vernehmung oder Untersuchung und für die Rückreise gewährt werden; 
  745. 8.  die Kosten einer Beförderung von Tieren und Sachen, mit Ausnahme der hierbei erwachsenen Postgebühren, der Verwahrung von Sachen, der 
  746. Bewachung von Schiffen und Luftfahrzeugen sowie der Verwahrung und Fütterung von Tieren; 
  747. 9.  die Kosten der Erzwingungshaft; 
  748. 10. die Beträge, die anderen inländischen Behörden, öffentlichen 
  749. Einrichtungen oder Beamten als Ersatz für Auslagen der in den Nummern 1 bis 9 bezeichneten Art zustehen, und zwar auch dann, wenn aus Gründen der Gegenseitigkeit, der Verwaltungsvereinfachung und dergleichen keine Zahlungen zu leisten sind; die Beträge sind begrenzt durch die Höchstsätze in den Nummern 1 bis 9; 
  750. 11. die Beträge, die ausländischen Behörden, Einrichtungen oder Personen im Ausland zustehen, sowie Kosten des Amts- und Rechtshilfeverkehrs mit dem Ausland, und zwar auch dann, wenn aus Gründen der Gegenseitigkeit, der Verwaltungsvereinfachung und dergleichen keine Zahlungen zu leisten sind. 
  751. (4) Hat eine Verwaltungsbehörde des Bundes den Buβgeldbescheid erlassen, so sind für die Niederschlagung der Kosten bei unrichtiger 
  752. Sachbehandlung sowie die Niederschlagung, den Erlaβ, die Verjährung und die Erstattung von Kosten ⑤ 14 Abs. 2 sowie die ⑤⑤ 19 bis 21 des Verwaltungskostengesetzes vom 23. Juni 1970 (BGBl. I S. 821) anzuwenden, sonst die entsprechenden landesrechtlichen Vorschriften. 
  753.  
  754. ⑤ 108.  Rechtsbehelf und Vollstreckung
  755. (1) Im Verfahren der Verwaltungsbehörde ist gegen den
  756. 1.  selbständigen Kostenbescheid, 
  757. 2.  Kostenfestsetzungsbescheid (⑤ 106) und 
  758. 3.  Ansatz der Gebühren und Auslagen 
  759. der Antrag auf gerichtliche Entscheidung nach ⑤ 62 zulässig. In den Fällen der Nummern 1 und 2 ist der Antrag innerhalb von zwei Wochen nach Zustellung des Bescheides zu stellen; gegen die Entscheidung des Gerichts ist in den Fällen der Nummer 2 sofortige Beschwerde zulässig, wenn der Wert des Beschwerdegegenstandes einhundert Deutsche Mark übersteigt.
  760. (2) Für die Vollstreckung der Kosten des Buβgeldverfahrens gelten die ⑤⑤ 89 und 90 Abs. 1 entsprechend. 
  761.  
  762.  
  763. II. Verfahren der Staatsanwaltschaft
  764.  
  765. ⑤ 108a.  (1) Stellt die Staatsanwaltschaft nach Einspruch gegen den Buβgeldbescheid das Verfahren ein, bevor sie die Akten dem Gericht vorlegt, so trifft sie die Entscheidungen nach ⑤ 467a Abs. 1 und 2 der Strafprozeβordnung. 
  766. (2) Gegen die Entscheidung der Staatsanwaltschaft kann innerhalb von zwei Wochen nach Zustellung gerichtliche Entscheidung beantragt werden; 
  767. ⑤ 50 Abs. 2 sowie die ⑤⑤ 52 und 62 Abs. 2 gelten entsprechend. 
  768. (3) Die Entscheidung über den Festsetzungsantrag (⑤ 464b Satz 1 der Strafprozeβordnung) trifft der Urkundsbeamte der Geschäftsstelle der Staatsanwaltschaft. über die Erinnerung gegen den Festsetzungsbeschluβ des Urkundsbeamten der Geschäftsstelle entscheidet das nach ⑤ 68 zuständige Gericht.
  769.  
  770.  
  771. III. Verfahren über die Zulässigkeit des Einspruchs
  772.  
  773. ⑤ 109.  (1) Wird der Bescheid der Verwaltungsbehörde über die Verwerfung
  774. 1.  des Einspruchs (⑤ 69 Abs. 1) oder 
  775. 2.  des Antrags auf Wiedereinsetzung in den vorigen Stand wegen 
  776. Versäumung der Einspruchsfrist 
  777. im Verfahren nach ⑤ 62 aufgehoben, so gilt auch für die Kosten und Auslagen dieses Verfahrens die abschlieβende Entscheidung nach ⑤ 464 Abs. 1 und 2 der Strafprozeβordnung. 
  778. (2) Wird der Einspruch des Betroffenen gegen den Buβgeldbescheid verworfen (⑤⑤ 70, 74 Abs. 2 Satz 1), so trägt er auch die Kosten des gerichtlichen Verfahrens. 
  779.  
  780.  
  781. IV. Auslagen des Betroffenen
  782.  
  783. ⑤ 109a.  (1) War gegen den Betroffenen in einem Buβgeldbescheid wegen einer Tat lediglich eine Geldbuβe bis zu zwanzig Deutsche Mark festgesetzt worden, so gehören die Gebühren und Auslagen eines Rechtsanwalts nur dann zu den notwendigen Auslagen (⑤ 464a Abs. 2 Nr. 2 der Strafprozeβordnung), wenn wegen der schwierigen Sach- oder Rechtslage oder der Bedeutung der Sache für den Betroffenen die Beauftragung eines Rechtsanwalts geboten war. 
  784. (2) Soweit dem Betroffenen Auslagen entstanden sind, die er durch ein rechtzeitiges Vorbringen entlastender Umstände hätte vermeiden können, kann davon abgesehen werden, diese der Staatskasse aufzuerlegen. 
  785.  
  786.  
  787. Elfter Abschnitt. Entschädigung für Verfolgungsmaβnahmen
  788.  
  789. ⑤ 110.  (1) Die Entscheidung über die Entschädigungspflicht für einen Vermögensschaden, der durch eine Verfolgungsmaβnahme im Buβgeldverfahren verursacht worden ist (⑤ 8 des Gesetzes über die Entschädigung für Strafverfolgungsmaβnahmen), trifft die Verwaltungsbehörde, wenn sie das Buβgeldverfahren abgeschlossen hat, in einem selbständigen Bescheid. 
  790. (2) Gegen den Bescheid ist innerhalb von zwei Wochen nach Zustellung der Antrag auf gerichtliche Entscheidung nach ⑤ 62 zulässig. Gegen die Entscheidung des Gerichts ist sofortige Beschwerde zulässig. 
  791. (3) Über den Anspruch auf Entschädigung (⑤ 10 des Gesetzes über die Entschädigung für Strafverfolgungsmaβnahmen) entscheidet in den Fällen des Absatzes 1 die Verwaltungsbehörde. 
  792.  
  793. (4) Ersatzpflichtig ist (⑤ 15 des Gesetzes über die Entschädigung für Strafverfolgungsmaβnahmen) in den Fällen des Absatzes 1, soweit das Gesetz nichts anderes bestimmt, der Bund, wenn eine Verwaltungsbehörde des Bundes das Verfahren durchführt, sonst das Land.
  794.  
  795.  
  796. Dritter Teil. Einzelne Ordnungswidrigkeiten
  797. Erster Abschnitt. Verstöβe gegen staatliche Anordnungen
  798.  
  799. ⑤ 111.  Falsche Namensangabe
  800. (1) Ordnungswidrig handelt, wer einer zuständigen Behörde, einem zuständigen Amtsträger oder einem zuständigen Soldaten der Bundeswehr über seinen Vor-, Familien- oder Geburtsnamen, den Ort oder Tag seiner Geburt, seinen Familienstand, seinen Beruf, seinen Wohnort, seine Wohnung oder seine Staatsangehörigkeit eine unrichtige Angabe macht oder die Angabe verweigert. 
  801. (2) Ordnungswidrig handelt auch der Täter, der fahrlässig nicht erkennt, daβ die Behörde, der Amtsträger oder der Soldat zuständig ist. 
  802. (3) Die Ordnungswidrigkeit kann, wenn die Handlung nicht nach anderen Vorschriften geahndet werden kann, in den Fällen des Absatzes 1 mit einer Geldbuβe bis zu tausend Deutsche Mark, in den Fällen des Absatzes 2 mit einer Geldbuβe bis zu fünfhundert Deutsche Mark geahndet werden.
  803.  
  804. ⑤ 112.  Verletzung der Hausordnung eines Gesetzgebungsorgans
  805. (1) Ordnungswidrig handelt, wer gegen Anordnungen verstöβt, die ein Gesetzgebungsorgan des Bundes oder eines Landes oder sein Präsident über das Betreten des Gebäudes des Gesetzgebungsorgans oder des dazugehörigen Grundstücks oder über das Verweilen oder die Sicherheit und Ordnung im Gebäude oder auf dem Grundstück allgemein oder im Einzelfall erlassen hat. 
  806. (2) Die Ordnungswidrigkeit kann mit einer Geldbuβe bis zu zehntausend Deutsche Mark geahndet werden. 
  807. (3) Die Absätze 1 und 2 gelten bei Anordnungen eines Gesetzgebungsorgans des Bundes oder seines Präsidenten weder für die Mitglieder des Bundestages noch für die Mitglieder des Bundesrates und der Bundesregierung sowie deren Beauftragte, bei Anordnungen eines Gesetzgebungsorgans eines Landes oder seines Präsidenten weder für die Mitglieder der Gesetzgebungsorgane dieses Landes noch für die Mitglieder der Landesregierung und deren Beauftragte. 
  808.  
  809. ⑤ 113.  Unerlaubte Ansammlung
  810. (1) Ordnungswidrig handelt, wer sich einer öffentlichen Ansammlung anschlieβt oder sich nicht aus ihr entfernt, obwohl ein Träger von Hoheitsbefugnissen die Menge dreimal rechtmäβig aufgefordert hat, auseinanderzugehen. 
  811. (2) Ordnungswidrig handelt auch der Täter, der fahrlässig nicht erkennt, daβ die Aufforderung rechtmäβig ist. 
  812. (3) Die Ordnungswidrigkeit kann in den Fällen des Absatzes 1 mit einer Geldbuβe bis zu tausend Deutsche Mark, in den Fällen des Absatzes 2 mit einer Geldbuβe bis zu fünfhundert Deutsche Mark geahndet werden. 
  813.  
  814. ⑤ 114.  Betreten militärischer Anlagen
  815. (1) Ordnungswidrig handelt, wer vorsätzlich oder fahrlässig entgegen einem Verbot der zuständigen Dienststelle eine militärische Einrichtung oder Anlage oder eine Örtlichkeit betritt, die aus Sicherheitsgründen zur Erfüllung dienstlicher Aufgaben der Bundeswehr gesperrt ist.
  816. (2) Die Ordnungswidrigkeit kann mit einer Geldbuβe geahndet werden. 
  817.  
  818. ⑤ 115.  Verkehr mit Gefangenen
  819. (1) Ordnungswidrig handelt, wer unbefugt
  820. 1.  einem Gefangenen Sachen oder Nachrichten übermittelt oder sich von ihm übermitteln läβt oder 
  821. 2.  sich mit einem Gefangenen, der sich innerhalb einer Vollzugsanstalt befindet, von auβen durch Worte oder Zeichen verständigt. 
  822. (2) Gefangener ist, wer sich auf Grund strafgerichtlicher Entscheidung oder als vorläufig Festgenommener in behördlichem Gewahrsam befindet. 
  823. (3) Die Ordnungswidrigkeit und der Versuch einer Ordnungswidrigkeit können mit einer Geldbuβe geahndet werden. 
  824.  
  825.  
  826. Zweiter Abschnitt. Verstöβe gegen die öffentliche Ordnung
  827.  
  828. ⑤ 116.  Öffentliche Aufforderung zu Ordnungswidrigkeiten
  829. (1) Ordnungswidrig handelt, wer öffentlich, in einer Versammlung oder durch Verbreiten von Schriften, Ton- oder Bildträgern, Abbildungen oder Darstellungen zu einer mit Geldbuβe bedrohten Handlung auffordert. 
  830. (2) Die Ordnungswidrigkeit kann mit einer Geldbuβe geahndet werden. Das Höchstmaβ der Geldbuβe bestimmt sich nach dem Höchstmaβ der Geldbuβe für die Handlung, zu der aufgefordert wird. 
  831.  
  832. ⑤ 117.  Unzulässiger Lärm
  833. (1) Ordnungswidrig handelt, wer ohne berechtigten Anlaβ oder in einem unzulässigen oder nach den Umständen vermeidbaren Ausmaβ Lärm erregt, der geeignet ist, die Allgemeinheit oder die Nachbarschaft erheblich zu belästigen oder die Gesundheit eines anderen zu schädigen.
  834. (2) Die Ordnungswidrigkeit kann mit einer Geldbuβe bis zu zehntausend Deutsche Mark geahndet werden, wenn die Handlung nicht nach anderen Vorschriften geahndet werden kann. 
  835.  
  836. ⑤ 118.  Belästigung der Allgemeinheit
  837. (1) Ordnungswidrig handelt, wer eine grob ungehörige Handlung vornimmt, die geeignet ist, die Allgemeinheit zu belästigen oder zu gefährden und die öffentliche Ordnung zu beeinträchtigen. 
  838. (2) Die Ordnungswidrigkeit kann mit einer Geldbuβe geahndet werden, wenn die Handlung nicht nach anderen Vorschriften geahndet werden kann. 
  839.  
  840. ⑤ 119.  Grob anstöβige und belästigende Handlungen
  841. (1) Ordnungswidrig handelt, wer
  842. 1.  öffentlich in einer Weise, die geeignet ist, andere zu belästigen, oder 
  843. 2.  in grob anstöβiger Weise durch Verbreiten von Schriften, Ton- oder Bildträgern, Abbildungen oder Darstellungen 
  844. Gelegenheit zu sexuellen Handlungen anbietet, ankündigt, anpreist oder Erklärungen solchen Inhalts bekanntgibt. 
  845. (2) Ordnungswidrig handelt auch, wer auf die in Absatz 1 bezeichnete Weise Mittel oder Gegenstände, die dem sexuellen Gebrauch dienen, anbietet, ankündigt, anpreist oder Erklärungen solchen Inhalts bekanntgibt. 
  846. (3) Ordnungswidrig handelt ferner, wer öffentlich Schriften, Ton- oder Bildträger, Abbildungen oder Darstellungen sexuellen Inhalts an Orten ausstellt, anschlägt, vorführt oder sonst zugänglich macht, an denen dies grob anstöβig wirkt. 
  847. (4) Die Ordnungswidrigkeit kann in den Fällen des Absatzes 1 Nr. 1 mit einer Geldbuβe bis zu tausend Deutsche Mark, in den übrigen Fällen mit einer Geldbuβe bis zu zehntausend Deutsche Mark geahndet werden. 
  848.  
  849. ⑤ 120.  Verbotene Ausübung der Prostitution, Werbung für Prostitution
  850. (1) Ordnungswidrig handelt, wer
  851. 1.  einem durch Rechtsverordnung erlassenen Verbot, der Prostitution an bestimmten Orten überhaupt oder zu bestimmten Tageszeiten nachzugehen, zuwiderhandelt oder 
  852. 2.  durch Verbreiten von Schriften, Ton- oder Bildträgern, Abbildungen oder Darstellungen Gelegenheit zu entgeltlichen sexuellen Handlungen anbietet, ankündigt, anpreist oder Erklärungen solchen Inhalts bekanntgibt; dem Verbreiten steht das öffentliche Ausstellen, Anschlagen, Vorführen oder das sonstige öffentliche Zugänglichmachen gleich. 
  853. (2) Die Ordnungswidrigkeit kann mit einer Geldbuβe geahndet werden. 
  854.  
  855. ⑤ 121.  Halten gefährlicher Tiere
  856. (1) Ordnungswidrig handelt, wer vorsätzlich oder fahrlässig
  857. 1.  ein gefährliches Tier einer wildlebenden Art oder ein bösartiges 
  858. Tier sich frei umherbewegen läβt oder 
  859. 2.  als Verantwortlicher für die Beaufsichtigung eines solchen Tieres es unterläβt, die nötigen Vorsichtsmaβnahmen zu treffen, um Schäden durch das Tier zu verhüten. 
  860. (2) Die Ordnungswidrigkeit kann mit einer Geldbuβe geahndet werden. 
  861.  
  862. ⑤ 122.  Vollrausch
  863. (1) Wer sich vorsätzlich oder fahrlässig durch alkoholische Getränke oder andere berauschende Mittel in einen Rausch versetzt, handelt ordnungswidrig, wenn er in diesem Zustand eine mit Geldbuβe bedrohte Handlung begeht und ihretwegen gegen ihn keine Geldbuβe festgesetzt werden kann, weil er infolge des Rausches nicht vorwerfbar gehandelt hat oder weil dies nicht auszuschlieβen ist. 
  864. (2) Die Ordnungswidrigkeit kann mit einer Geldbuβe geahndet werden. Die Geldbuβe darf nicht höher sein als die Geldbuβe, die für die im Rausch begangene Handlung angedroht ist. 
  865.  
  866. ⑤ 123.  Einziehung, Unbrauchbarmachung
  867. (1) Gegenstände, auf die sich eine Ordnungswidrigkeit nach ⑤ 119 oder ⑤ 120 Abs. 1 Nr. 2 bezieht, können eingezogen werden. 
  868. (2) Bei der Einziehung von Schriften, Ton- und Bildträgern, Abbildungen und Darstellungen kann in den Fällen des ⑤ 119 Abs. 1 und 2 und des ⑤ 120 Abs. 1 Nr. 2 angeordnet werden, daβ
  869. 1.  sich die Einziehung auf alle Stücke erstreckt und 
  870. 2.  die zur Herstellung gebrauchten oder bestimmten Vorrichtungen, wie Platten, Formen, Drucksätze, Druckstöcke, Negative oder Matrizen, unbrauchbar gemacht werden, 
  871. soweit die Stücke und die in Nummer 2 bezeichneten Gegenstände sich im Besitz des Täters oder eines anderen befinden, für den der Täter gehandelt hat, oder von diesen Personen zur Verbreitung bestimmt sind. Eine solche Anordnung wird jedoch nur getroffen, soweit sie erforderlich ist, um Handlungen, die nach ⑤ 119 Abs. 1 oder 2 oder ⑤ 120 Abs. 1 Nr. 2 mit Geldbuβe bedroht sind, zu verhindern. Für die Einziehung gilt ⑤ 27 Abs. 2, für die Unbrauchbarmachung gelten die ⑤⑤ 27 und 28 entsprechend. 
  872. (3) In den Fällen des ⑤ 119 Abs. 2 gelten die Absätze 1 und 2 nur für das Werbematerial und die zu seiner Herstellung gebrauchten oder bestimmten Vorrichtungen. 
  873.  
  874.  
  875. Dritter Abschnitt
  876. Miβbrauch staatlicher oder staatlich geschützter Zeichen
  877.  
  878. ⑤ 124.  Benutzen von Wappen oder Dienstflaggen
  879. (1) Ordnungswidrig handelt, wer unbefugt
  880. 1.  das Wappen des Bundes oder eines Landes oder den Bundesadler oder den entsprechenden Teil eines Landeswappens oder 
  881. 2.  eine Dienstflagge des Bundes oder eines Landes 
  882. benutzt. 
  883. (2) Den in Absatz 1 genannten Wappen, Wappenteilen und Flaggen stehen solche gleich, die ihnen zum Verwechseln ähnlich sind. 
  884. (3) Die Ordnungswidrigkeit kann mit einer Geldbuβe geahndet werden. 
  885.  
  886. ⑤ 125.  Benutzen des Roten Kreuzes oder des Schweizer Wappens
  887. (1) Ordnungswidrig handelt, wer unbefugt das Wahrzeichen des roten Kreuzes auf weiβem Grund oder die Bezeichnung "Rotes Kreuz" oder "Genfer Kreuz" benutzt. 
  888. (2) Ordnungswidrig handelt auch, wer unbefugt das Wappen der Schweizerischen Eidgenossenschaft benutzt. 
  889. (3) Den in den Absätzen 1 und 2 genannten Wahrzeichen, Bezeichnungen und Wappen stehen solche gleich, die ihnen zum Verwechseln ähnlich sind. 
  890. (4) Die Absätze 1 und 3 gelten für solche Wahrzeichen oder Bezeichnungen entsprechend, die nach Völkerrecht dem Wahrzeichen des roten Kreuzes auf weiβem Grund oder der Bezeichnung "Rotes Kreuz" gleichstehen. 
  891. (5) Die Ordnungswidrigkeit kann mit einer Geldbuβe geahndet werden. 
  892.  
  893. ⑤ 126.  Miβbrauch von Berufstrachten oder Berufsabzeichen
  894. (1) Ordnungswidrig handelt, wer unbefugt
  895. 1.  eine Berufstracht oder ein Berufsabzeichen für eine Tätigkeit in der Kranken- oder Wohlfahrtspflege trägt, die im Inland staatlich 
  896. anerkannt oder genehmigt sind, oder 
  897. 2.  eine Berufstracht oder ein Berufsabzeichen einer religiösen 
  898. Vereinigung trägt, die von einer Kirche oder einer anderen Religionsgesellschaft des öffentlichen Rechts anerkannt ist. 
  899. (2) Den in Absatz 1 genannten Trachten und Abzeichen stehen solche 
  900. gleich, die ihnen zum Verwechseln ähnlich sind. 
  901. (3) Die Ordnungswidrigkeit kann mit einer Geldbuβe geahndet werden. 
  902.  
  903. ⑤ 127.  Herstellen oder Verwenden von Sachen, die zur Geld- oder Urkundenfälschung benutzt werden können
  904. (1) Ordnungswidrig handelt, wer ohne schriftliche Erlaubnis der zuständigen Stelle oder des sonst dazu Befugten
  905. 1.  Platten, Formen, Drucksätze, Druckstöcke, Negative, Matrizen oder ähnliche Vorrichtungen, die ihrer Art nach geeignet sind zur Herstellung von
  906. a)  Geld, diesem gleichstehenden Wertpapieren (⑤ 151 des Strafgesetzbuches), amtlichen Wertzeichen oder Vordrucken für Euroschecks oder Euroscheckkarten oder 
  907. b)  öffentlichen Urkunden oder Beglaubigungszeichen, 
  908. 2.  Vordrucke für öffentliche Urkunden oder Beglaubigungszeichen oder 
  909. 3.  Papier, das einer solchen Papierart gleicht oder zum Verwechseln ähnlich ist, die zur Herstellung der in den Nummern 1 oder 2 bezeichneten Papiere bestimmt und gegen Nachahmung besonders gesichert ist, 
  910. herstellt, sich oder einem anderen verschafft, feilhält, verwahrt, einem anderen überläβt oder in den räumlichen Geltungsbereich dieses Gesetzes einführt. 
  911. (2) Ordnungswidrig handelt auch der Täter, der fahrlässig nicht erkennt, daβ eine schriftliche Erlaubnis der zuständigen Stelle oder des sonst dazu Befugten nicht vorliegt. 
  912. (3) Absatz 1 gilt auch für Geld, Wertpapiere, Wertzeichen, Urkunden, Beglaubigungszeichen und Vordrucke für Euroschecks und Euroscheckkarten eines fremden Währungsgebietes. 
  913. (4) Die Ordnungswidrigkeit kann in den Fällen des Absatzes 1 mit einer Geldbuβe bis zu zehntausend Deutsche Mark, in den Fällen des Absatzes 2 mit einer Geldbuβe bis zu fünftausend Deutsche Mark geahndet werden. 
  914.  
  915. ⑤ 128.  Herstellen oder Verbreiten von papiergeldähnlichen 
  916. Drucksachen oder Abbildungen
  917. (1) Ordnungswidrig handelt, wer
  918. 1.  Drucksachen oder Abbildungen herstellt oder verbreitet, die ihrer 
  919. Art nach geeignet sind,
  920. a) im Zahlungsverkehr mit Papiergeld oder diesem gleichstehenden Wertpapieren (⑤ 151 des Strafgesetzbuches) verwechselt zu werden 
  921. oder 
  922. b)  dazu verwendet zu werden, solche verwechslungsfähigen Papiere herzustellen, oder 
  923. 2.  Platten, Formen, Drucksätze, Druckstöcke, Negative, Matrizen oder ähnliche Vorrichtungen, die ihrer Art nach zur Herstellung der in der Nummer 1 bezeichneten Drucksachen oder Abbildungen geeignet sind, herstellt, sich oder einem anderen verschafft, feilhält, verwahrt, einem anderen überläβt oder in den räumlichen Geltungsbereich dieses Gesetzes einführt. 
  924. (2) Ordnungswidrig handelt auch der Täter, der fahrlässig nicht erkennt, daβ die Eignung zur Verwechslung oder Herstellung im Sinne von Absatz 1 Nr. 1 gegeben ist. 
  925. (3) Absatz 1 gilt auch für Papiergeld und Wertpapiere eines fremden Währungsgebietes. 
  926. (4) Die Ordnungswidrigkeit kann in den Fällen des Absatzes 1 mit einer Geldbuβe bis zu zehntausend Deutsche Mark, in den Fällen des Absatzes 2 mit einer Geldbuβe bis zu fünftausend Deutsche Mark geahndet werden. 
  927.  
  928. ⑤ 129.  Einziehung
  929. Gegenstände, auf die sich eine Ordnungswidrigkeit nach den ⑤⑤ 126 bis 128 bezieht, können eingezogen werden. 
  930.  
  931.  
  932. Vierter Abschnitt. Verletzung der Aufsichtspflicht in Betrieben und Unternehmen
  933.  
  934. ⑤ 130.  (1) Wer als Inhaber eines Betriebes oder Unternehmens vorsätzlich oder fahrlässig die Aufsichtsmaβnahmen unterläβt, die erforderlich sind, um in dem Betrieb oder Unternehmen Zuwiderhandlungen gegen Pflichten zu verhindern, die den Inhaber als solchen treffen und deren Verletzung mit Strafe oder Geldbuβe bedroht ist, handelt ordnungswidrig, wenn eine solche Zuwiderhandlung begangen wird, die durch gehörige Aufsicht hätte verhindert werden können. Zu den erforderlichen Aufsichtsmaβnahmen gehören auch die Bestellung, sorgfältige Auswahl und Überwachung von 
  935. Aufsichtspersonen. 
  936. (2) Dem Inhaber eines Betriebes oder Unternehmens stehen gleich
  937. 1.  sein gesetzlicher Vertreter, 
  938. 2.  die Mitglieder des zur gesetzlichen Vertretung berufenen Organs einer juristischen Person sowie die vertretungsberechtigten Gesellschafter einer Personenhandelsgesellschaft, 
  939. 3.  Personen, die beauftragt sind, den Betrieb oder das Unternehmen ganz oder zum Teil zu leiten, soweit es sich um Pflichten handelt, für deren Erfüllung sie verantwortlich sind. 
  940. (3) Betrieb oder Unternehmen im Sinne der Absätze 1 und 2 ist auch das öffentliche Unternehmen. 
  941. (4) Die Ordnungswidrigkeit kann, wenn die Pflichtverletzung mit Strafe bedroht ist, mit einer Geldbuβe bis zu einer Million Deutsche Mark geahndet werden. Ist die Pflichtverletzung mit Geldbuβe bedroht, so bestimmt sich das Höchstmaβ der Geldbuβe wegen der Aufsichtspflichtverletzung nach dem für die Pflichtverletzung angedrohten Höchstmaβ der Geldbuβe. 
  942.  
  943.  
  944. Fünfter Abschnitt. Gemeinsame Vorschriften
  945.  
  946. ⑤ 131.  (1) Verwaltungsbehörde im Sinne des ⑤ 36 Abs. 1 Nr. 1 ist
  947. 1.  bei Ordnungswidrigkeiten nach ⑤ 112, soweit es sich um Verstöβe gegen Anordnungen
  948. a)  des Bundestages oder seines Präsidenten handelt, der Direktor 
  949. beim Deutschen Bundestag, 
  950. b)  des Bundesrates oder seines Präsidenten handelt, der Direktor des Bundesrates, 
  951. 2.  bei Ordnungswidrigkeiten nach ⑤ 114 die Wehrbereichsverwaltung, 
  952. 3.  bei Ordnungswidrigkeiten nach ⑤ 124, soweit es sich um ein Wappen oder eine Dienstflagge des Bundes handelt, der Bundesminister des Innern, 
  953. 4.  bei Ordnungswidrigkeiten nach den ⑤⑤ 127 und 128, soweit es sich um
  954. a)  Wertpapiere des Bundes oder seiner Sondervermögen handelt, die Bundesschuldenverwaltung, 
  955. b)  Geld oder Papier zur Herstellung von Geld handelt, die Deutsche Bundesbank, 
  956. c)  amtliche Wertzeichen handelt, der Bundesminister, zu dessen Geschäftsbereich die Herstellung oder Ausgabe der Wertzeichen gehört. 
  957. Satz 1 Nr. 4 Buchstaben a und c gilt auch bei Ordnungswidrigkeiten, die sich auf entsprechende Wertpapiere oder Wertzeichen eines fremden Währungsgebietes beziehen. In den Fällen des Satzes 1 Nr. 3 und 4 
  958. Buchstabe c gilt ⑤ 36 Abs. 3 entsprechend. 
  959. (2) In den Fällen der ⑤⑤ 122 und 130 wird die Ordnungswidrigkeit nur auf Antrag oder mit Ermächtigung verfolgt, wenn die im Rausch begangene Handlung oder die Pflichtverletzung nur auf Antrag oder mit Ermächtigung verfolgt werden könnte. 
  960. (3) Für die Verfolgung von Ordnungswidrigkeiten nach den ⑤⑤ 116, 122 und 130 gelten auch die Verfahrensvorschriften entsprechend, die bei der Verfolgung der Handlung, zu der aufgefordert worden ist, der im Rausch begangenen Handlung oder der Pflichtverletzung anzuwenden sind oder im Falle des ⑤ 130 dann anzuwenden wären, wenn die mit Strafe bedrohte Pflichtverletzung nur mit Geldbuβe bedroht wäre. 
  961.  
  962.  
  963. Vierter Teil. Schluβvorschriften
  964.  
  965. ⑤ 132.  Einschränkung von Grundrechten
  966. Die Grundrechte der körperlichen Unversehrtheit (Artikel 2 Abs. 2 Satz 1 des Grundgesetzes), der Freiheit der Person (Artikel 2 Abs. 2 Satz 2 des Grundgesetzes) und der Unverletzlichkeit der Wohnung (Artikel 13 des Grundgesetzes) werden nach Maβgabe dieses Gesetzes eingeschränkt.
  967.  
  968. ⑤ 133.  Sonderregelung für Berlin
  969. Die ⑤⑤ 114 und 131 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 sind im Land Berlin nicht 
  970. anzuwenden. 
  971.  
  972. ⑤ 134.  Berlin-Klausel
  973. Dieses Gesetz gilt nach Maβgabe des ⑤ 13 Abs. 1 des Dritten Überleitungsgesetzes auch im Land Berlin. Rechtsverordnungen, die auf Grund dieses Gesetzes erlassen werden, gelten im Land Berlin nach ⑤ 14 des Dritten Überleitungsgesetzes. 
  974.  
  975. ⑤ 135.  (Inkrafttreten)
  976.